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Wir wären mitbetroffen

17.12.2014
 
„Wir wären mitbetroffen“
In einem Interview mit dem Handelsblatt äußert sich der Ost-Ausschuss Vorsitzende Eckhard Cordes zu den Auswirkungen der Sanktionen gegen Russland und weist auf die Folgen für das Exportgeschäft deutscher Unternehmen hin:

Als früherer Metro-Chef und Daimler-Manager kennt Eckhard Cordes die Tücken des Russland-Geschäfts genau. Der Vorsitzende des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft und Aufsichtsratschef von Bilfinger hat sich lange gegen die westlichen Sanktionen gestemmt. Nun erlebt er im Osten dramatische Tage. 

Herr Cordes, der Rubel bricht weiter ein. Was geschieht gerade in Russland? 
Ich bin in zweifacher Hinsicht sehr überrascht: einmal über die massive Anhebung des Leitzinses um 6,5 Punkte auf jetzt 17 Prozent, und zum Zweiten noch stärker, dass diese Leitzinserhöhung nicht greift. Das sind beides dramatische Entwicklungen. 

Was sind die Ursachen für die Krise? 
Der Rubel-Kurs entwickelt sich traditionell parallel zum Ölpreis, und dieser markiert gerade einen Tiefstand nach dem anderen. Dadurch haben wir es mit einem massiven Verlust von Vertrauen in die Leistungskraft der - stark auf Öl und Gas orientierten - russischen Wirtschaft zu tun. Der drastische Schritt der Zentralbank hat dieses Vertrauen nun zusätzlich erschüttert. Da ist viel Psychologie im Spiel, denn der russische Staatshaushalt ist prinzipiell ja gesund, es gibt weiterhin große Kapitalreserven. 
 
Vertrauensverlust in Moskaus Wirtschaft - oder in Putins Politik? 
Zunächst einmal in die Wirtschaft. Aber wir sehen, welche dramatischen Folgen dies für die russischen Bürger hat: Importwaren werden massiv teurer, es gibt einen Inflationsschub im Inland - und Reisen ins Ausland werden unerschwinglich. Ich warne generell vor Schadenfreude: An einer Destabilisierung Russlands kann letztlich niemand ein Interesse haben, wir wären davon mitbetroffen. 
 
Was heißt das für deutsche Firmen in Russland? 
Nahezu alle deutschen Unternehmen, die in Russland produzieren, müssen dazu Teile aus dem Ausland einführen. Diese verteuern sich durch die Rubel-Schwäche massiv. Entweder sie erhöhen deshalb insgesamt die Preise, wodurch die Absatzzahlen deutlich sinken werden, oder sie verzichten auf Margen. Aber so große Margen hat eigentlich niemand. 
 
Wie dramatisch sind die Folgen für deutsche Exporteure? 
Unsere Exporte nach Russland verteuern sich massiv. Man kann natürlich sagen, dass insgesamt nur drei Prozent der deutschen Ausfuhren nach Russland gehen und es zehn andere Länder gibt, in die wir mehr exportieren. Aber für Branchen wie den Maschinenbau und die Autoindustrie sieht das ganz anders aus, die haben auf Russland gesetzt. Bislang rechnen wir für 2014 mit einem Einbruch der deutschen Exporte nach Russland um 20 Prozent. Wenn sich die aktuelle Entwicklung aber fortsetzt, könnten wir noch stärkere Rückgänge erleben. 
 
Was können die Firmen jetzt tun? 
Sie haben momentan nur die Wahl zwischen Teufel und Beelzebub: Entweder sie produzieren weiter. Dann sinken ihre Gewinnmargen deutlich. Oder sie setzen die Preise hoch und erleben einen Nachfrageeinbruch.“
 

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