Der Deutsch-Kroatische Wirtschaftsdialog in Berlin, an dem Kroatiens Premierminister Andrej Plenković mit weiteren Ministern teilnahm, lotete am 10. Dezember den Raum für eine vertiefte Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern aus. Organisiert vom Ost-Ausschuss gemeinsam mit der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), der Deutsch-Kroatischen Industrie- und Handelskammer (AHK Kroatien) sowie der Kroatischen Wirtschaftskammer (HGK) und Unterstützung der kroatischen Botschaft in Berlin brachte die Veranstaltung hochrangige Vertreter aus Politik und Wirtschaft beider Länder zusammen.
Nicole Renvert von der DIHK, Marjan Vućak, Präsident der AHK Kroatien, und Luka Burilović, Präsident der Kroatischen Wirtschaftskammer, nutzten ihre Begrüßungsreden, um die Dynamik der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen hervorzuheben. Wirtschaftsminister Ante Šušnjar betonte, dass Kroatien mit seiner strategischen Lage zwischen Mittelmeer und Mittelosteuropa, seiner Stabilität, niedrigen Arbeitskosten, Energiesicherheit – etwa durch das LNG-Terminal auf Krk, sein IT-Potenzial sowie der hohen Lebensqualität ideale Voraussetzungen als Nearshoring-Standort und regionales Energiehub biete.
Premierminister Plenković würdigte in seiner Rede die enge Partnerschaft zwischen Deutschland und Kroatien. Er betonte, dass Kroatien ein verlässlicher Partner Deutschlands sei – nicht nur wirtschaftlich, sondern auch gesellschaftlich, was sich in den vielen Kroaten, die in Deutschland leben, und den zahlreichen deutschen Touristen in Kroatien widerspiegele. Plenković hob hervor, dass bereits rund 1.300 deutsche Unternehmen in Kroatien aktiv seien und damit einen wichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung leisteten.
Weitere Reformen im Steuersystem, Investitionen in Infrastruktur und Rechtsstaatlichkeit sowie die Entlastung des Mittelstands bei Energiekosten sollen den Aufholprozess des Landes beschleunigen, das beim Pro-Kopf-Einkommen inzwischen zu Ungarn aufgeschlossen habe. Plenković unterstrich, dass Kroatien mit dem Beitritt zur Eurozone und zum Schengen-Raum Anfang 2023 sowie dem geplanten OECD-Beitritt bis Ende 2026 seine internationale Position „abgerundet“ habe. Kroatien biete heute Stabilität, Lebensqualität und Sicherheit – als eines der sichersten Länder der EU. Abschließend appellierte Plenković an kroatische Unternehmen, ihre Exportaktivitäten nach Deutschland noch intensiver auszubauen.
Im Anschluss an die Eröffnungsreden folgte eine lebhafte Podiumsdiskussion, die von Christoph Beeck, dem Sprecher des Arbeitskreises Südosteuropa im Ost-Ausschuss, moderiert wurde. Unter dem Motto „Bridging Strengths: New Horizons in Business Cooperation and Supply Opportunities between Germany and Croatia“ diskutierten Vertreter führender Unternehmen beider Länder wie Siemens Energy, Hrvatski Telekom, E.ON Croatia sowie kroatische Spezialisten aus den Bereichen Energie, IT und Cybersecurity über neue Kooperationsmöglichkeiten. Dabei wurden auch das bereits bestehenden Engagement und Chancen kroatischer Unternehmen in Deutschland hervorgehoben.
Die Diskussion ließ auch die Herausforderungen für Unternehmen in Kroatien nicht aus: Ein angespannter Arbeitsmarkt mit hoher Beschäftigungsquote und niedriger Arbeitslosigkeit erschwert die Suche nach Fachkräften, während steigende Löhne und eine komplexe Regulierungslandschaft zusätzlichen Druck erzeugen. Im Energiesektor bremsen veraltete Strukturen und geringe Eigenproduktion die Energiewende, und auch die Telekommunikation leidet unter hoher Regulierungsdichte.
Die Hindernisse– so wurde zugleich deutlich – liegen weniger auf nationaler, sondern auf europäischer Ebene. Lösungsansätze können aber gerade im grenzüberschreitenden Geschäft entstehen – etwa zwischen Deutschland und Kroatien.
Christian Himmighoffen
Leiter Presse und Kommunikation
Anja Quiring
Regionaldirektorin Südosteuropa
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