Am 4. November traf eine 18-köpfige Unternehmensdelegation unter der Leitung von Christoph Beeck, Vorstand der ProCredit Holding AG und Sprecher des Arbeitskreises Südosteuropa im Ost-Ausschuss, zu Gesprächen in Sofia ein. Dabei wurden in Gesprächen mit Regierungsvertretern aktuelle Themen der deutsch-bulgarischen Wirtschaftszusammenarbeit erörtert.
Höhepunkt des Besuchs war das Treffen mit Premierminister Rossen Scheljaskow, dem stellvertretenden Premierminister Tomislav Donchev und Wirtschaftsminister Petar Dilov. Scheljaskow betonte dabei, man schätze die langjährige Partnerschaft mit der deutschen Wirtschaft. Es sei das strategische Ziel der Regierung, diese Zusammenarbeit durch die Schaffung von Vertrauen, Stabilität und Berechenbarkeit auszubauen. Deutsche Unternehmen gehörten zu den größten Investoren und Arbeitgebern in Bulgarien.
Man halte an der Einführung des Euro Anfang 2026 fest und arbeite außerdem aktiv am Beitritt zur Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Diskutiert wurden unter anderem die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU), die Reduzierung des Verwaltungsaufwands, der Umgang mit regionalen Ungleichgewichten, die Förderung der Digitalisierung und die Umsetzung einer nachhaltigen Energiestrategie. Besonders hervorgehoben wurde die geplante Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien im nationalen Energiemix.
Begonnen hatte der Tag mit einem Briefing durch die Leitung der Wirtschaftsabteilung der Deutschen Botschaft, Sonja Riemer und Matthias Dehner, sowie die Geschäftsführerin der Deutsch-Bulgarischen Industrie- und Handelskammer Sonja Miekley. Diese stimmten die Delegation auf die bevorstehenden Termine ein und gaben einen kompakten Überblick über die aktuellen politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen Bulgariens, die Herausforderungen im Zuge des Beitritts zur Eurozone am 1. Januar 2026 und die Rolle deutscher Unternehmen auf dem bulgarischen Markt.
Die Wirtschaft Bulgariens ist eng mit der deutschen verflochten. Im Jahr 2024 erreichte das bilaterale Handelsvolumen einen neuen Rekordwert. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres belief sich der Warenaustausch auf ein Volumen von 9,3 Milliarden Euro. Bulgariens Wirtschaft befindet sich auf einem stabilen Wachstumskurs: Nach 2,8 Prozent im Jahr 2024 beschleunigte sich das reale Wachstum in der ersten Jahreshälfte 2025 im Vergleich zum Vorjahr auf 3,2 Prozent. Für das Gesamtjahr 2025 prognostiziert das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) ein Wachstum von 2,9 und für 2026 um weitere drei Prozent.
Mit Festo Bulgarien hatte die Delegation die Gelegenheit, ein deutsches Unternehmen in Bulgarien zu besichtigen. Kalin Dobrev, Geschäftsführer der bulgarischen Standorte von Festo, gab einen Überblick über die Produktionskapazitäten und Innovationsstrategien des Unternehmens, das Investitionsklima, das F&E-Potenzial sowie die Herausforderungen und Perspektiven für die bulgarische Industrie. Bei der anschließenden Führung durch eine der modernsten und technologisch fortschrittlichsten Produktionsstätten für Elektronik und elektrische Antriebe in Bulgarien hatte die Delegation die Gelegenheit, das Gespräch mit weiteren Vertretern des Managements von Festo fortzusetzen.
Das Programm wurde durch Gespräche mit Vertretern bulgarischer Thinktanks darunter Yasen Georgiev, dem Geschäftsführer des Economic Policy Institute, und Ruslan Stefanov, dem Chefökonom des Center for the Study of Democracy, ergänzt. Die Experten betonten die Bedeutung von Innovationsförderung, institutioneller Transparenz und geopolitischer Resilienz für die zukünftige Entwicklung Bulgariens.
Abgerundet wurde der Besuch in Sofia durch den Empfang, zu dem Botschafterin Irene Maria Plank und AHK-Geschäftsführerin Miekley, anlässlich des Besuchs des Ost-Ausschusses luden und eine weitere Möglichkeit für Gespräche und zur Erweiterung des Netzwerkes bot.
Anja Quiring
Regionaldirektorin Südosteuropa
Anja Quiring
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