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Finanzierungsfragen im Russlandgeschäft

08.12.2009

Podiumsdiskussion im Bankenverband sucht nach Antworten auf die Wirtschaftskrise

Am 8. Dezember 2009 veranstalteten der Bankenverband und der Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft gemeinsam eine Podiumsdiskussion zu „Finanzierungsfragen im Russlandgeschäft – Antworten in der Krise“. Vor dem Hintergrund der aktuellen Wirtschafts- und Finanzkrise diskutierten deutsche und russische Experten über die Maßnahmen der russischen Regierung zur Stabilisierung des Bankensystems, die Finanzierungssituation in Russland sowie die Möglichkeiten zur Finanzierung und Absicherung von Geschäften für die deutsche Wirtschaft.

Fast 100 Gäste waren der Einladung zu dieser Veranstaltung gefolgt, die vom Geschäftsführer des Bankenverbandes Bernd Brabänder eröffnet wurde. In einem Impulsreferat gab der Finanzchef der Firma Claas, Hans-Jörg Mast, einen Überblick über die aktuelle Finanzierungssituation aus Sicht eines mittelständischen Unternehmens. Mit dem Landmaschinen-Produzenten Claas konnte dabei ein Unternehmen als Impulsgeber der Diskussion gewonnen werden, das sowohl als Exporteur als auch als Produzent vor Ort mit entsprechenden lokalen Finanzierungsfragen konfrontiert ist.

In seinem Vortrag verwies Mast darauf, dass ungeachtet eines starken Rückzugs der ausländischen Investoren und eines rapiden Anstiegs von Kreditausfällen das russische Bankensystem stabil und der inländische Kapitalmarkt funktionsfähig bleiben. Ihm zufolge sei in Russland vieles weniger schlimm ausgefallen, als man erwartet hätte. Dennoch wird nach seinen Prognosen die Kapitalbelastung hoch bleiben und die Kreditvergabe schleppend vorankommen. Hohe Finanzierung seitens der öffentlichen Banken sei nicht zu erwarten. Das Wachstumspotential des russischen Marktes bleibe jedoch erheblich und deshalb interessant für die deutschen Investoren. Masts Fazit: Die Krise sei einschneidend, biete aber viele Chancen.

In der anschließenden Diskussion, moderiert vom Geschäftsführer des Ost-Ausschusses Rainer Lindner, diskutierten Manfred Bruer (PriceWaterhouseCoopers AG), Per Fischer (Commerzbank AG), Lothar Meenen (Deutsche Bank AG), Dmitrij Minaew (MDM Bank, Moskau) und Igor Strehl (VTB Bank Deutschland) die aktuelle Wirtschaftslage und damit verbundene Finanzierungsfragen.

In spannenden und aufschlussreichen Statements stimmten die Podiumsteilnehmer darin überein, dass sich die Lage auf dem russischen Markt stabilisiert habe und das schlimmste inzwischen überstanden sei. Nach Ansicht des Vertreters der MDM Bank, Dmitrij Minaew, besteht inzwischen kein Liquiditätsproblem mehr. Viel wichtiger sei es jetzt die Frage nach den Risiken und deren Bewertung zu stellen. Ein „langsamer Prozess der Normalisierung der Kreditvergabe“ sei im Gange konstatierte auch Per Fischer von der Commerzbank. Nicht alle Teilnehmer allerdings, das wurde in der offenen Fragerunde deutlich, wollten diesen Optimismus teilen und äußerten sich durchaus kritisch zur Kreditvergabepraxis in diesen schweren Zeiten.

Aus Sicht von Claas ist die Nutzbarkeit der in der Struktur und im Ansatz vorhandenen Finanzierungsmöglichkeiten erheblich davon abhängig, wie sehr sich Auslandsbanken im Land weiter engagieren. Hermes habe zur Unterstützung des Leistungs- und Finanzierungsverkehrs ein gut durchdachtes Maßnahmenpaket umgesetzt.

Audrius Paura
Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft
 

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