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Chancen für Maschinenbau und Metallverarbeitung in der Ukraine

Trotz des Krieges geht das Leben in der ukrainischen Hauptstadt weiter. Für Investoren gibt es Absicherungsmöglichkeiten und durchaus Wachstumschancen. Foto: Andreas Metz
07.07.2025
Zweite Ausgabe der Webinarreihe „Team Deutschland – Den Wiederaufbau der Ukraine gemeinsam voranbringen“ / Thema: Maschinenbau, Zulieferer und Metallverarbeitung

Am 7. Juli 2025 fand der zweite Teil der Webinarreihe „Team Deutschland – Den Wiederaufbau der Ukraine gemeinsam voranbringen“ statt, die Ost-Ausschuss und PwC gemeinsam organisieren. Über 75 Teilnehmende folgten der Einladung. Im Fokus standen diesmal die Branchen Maschinenbau, Zulieferer und Metallverarbeitung. Das Webinar wurde in Kooperation mit Euler Hermes, DEG, GIZ, GTAI, AWE, Integrites, Schneider Group und VDMA durchgeführt.

Michael Huber-Saffer (PwC Deutschland) eröffnete das Webinar mit dem Wunsch, am Wiederaufbau in der Ukraine Beteiligte enger zu vernetzen und wichtige Informationen stärker zu bündeln. Er betonte die guten wirtschaftlichen Chancen für deutsche Unternehmen, insbesondere im Maschinenbau und der Metallverarbeitung in der Ukraine. 

Sein Kollege Matthias Koster stellte das Investitionsgarantieprogramm der Bundesregierung vor, das deutschen Unternehmen ermöglicht, Direktinvestitionen in der Ukraine abzusichern. Die Ukraine ist dabei das Land mit den meisten ausgesprochenen Garantien, mit einem Antragsvolumen von fast 230 Millionen Euro verteilt auf verschiedene Branchen. 

Ein besonderer Fokus des Webinars lag auf den Exportkreditgarantien des Bundes zur Absicherung politischer und wirtschaftlicher Risiken bei Exporten in die Ukraine. Laut Sophia Schultz-Renz (Euler Hermes) gibt es für die Ukraine dafür einen speziellen Plafond in Höhe von 250 Millionen Euro mit einer Orientierungsgröße von zehn Millionen Euro Auftragswert pro Einzelgeschäft. Klimafreundliche Projekte werden besonders gefördert. Trotz der kriegsbedingten hohen Risikokategorie 7 von 7 sind weiterhin Absicherungen bei entsprechender Bonität möglich, was Hermesdeckungen zu einem verlässlichen Instrument für Exporteure macht. 

Alexander Klein (DEG) beschrieb im Webinar das Förderprogramm „ImpactConnect“ zur Finanzierung nachhaltiger Projekte. Dazu gehört auch ein Pilotprojekt in der Ukraine zur Exportfinanzierung mit Hermesdeckung. 

Ronald Metschies (GIZ) betonte, dass öffentliche Mittel allein nicht ausreichen, um den Wiederaufbau der Ukraine zu finanzieren – privatwirtschaftliche Investitionen seien entscheidend. Die GIZ agiere auf verschiedenen Ebenen (G2G, B2G, B2B). Wichtige, geplante Aktivitäten seien die erneute Vorbereitung des Deutschen Pavillons auf der Messe „Rebuild Ukraine“ Mitte November 2025 in Warschau, Delegationsreisen ukrainischer Unternehmen nach Deutschland im Herbst sowie die Zusammenarbeit mit GTAI zur Informationsbereitstellung. 

Informationen zu Ausschreibungen 

Olga Mitskevych (Agentur für Wirtschaft und Entwicklung) stellte im Webinar das Programm STEP Ukraine (Successful Tenders and Procurement) vor, mit dem deutsche Unternehmen beim Zugang zu internationalen Ausschreibungen unterstützt werden. Im Fokus stehen Projekte mit hohem Volumen, finanziert durch Entwicklungsbanken (IFIs). AWE bietet monatliche Deep Dives, Beratung und Orientierung bei komplexen Ausschreibungsplattformen, um den Markteinstieg in der Ukraine zu erleichtern. Bernhard Metzger (Schneider Group) berichtete in seinem Kurzimpuls über die Chancen des Markteintritts über die Plattform „ProZorro“ und die Bedeutung lokaler Präsenz, Marktkenntnis und Netzwerke in der Ukraine. Die Schneider Group unterstützt Unternehmen beispielsweise mit Marktstudien, Distributoren, Aufbau, Registrierung bei Plattformen und Begleitung bei Tenderverfahren. 

Impulse für den Maschinen- und Anlagenbau 

Monika Hollacher (VDMA) gab einen Überblick zum Handel mit Maschinen und Anlagen mit der Ukraine. Sie präsentierte aktuelle Zahlen zum deutschen Maschinenexport in die Ukraine, der im Zeitraum Januar bis April 2025 um 22,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen ist. Besonders gefragt sind Maschinen aus den Bereichen Landtechnik, Antriebstechnik, Fördertechnik und Verpackungstechnik. Die Ukraine sei ein zunehmend wichtiger Exportmarkt für europäische Maschinenhersteller, trotz Herausforderungen wie Zahlungsschwierigkeiten und Logistikproblemen. Die Perspektive eines EU-Beitritts eröffne zusätzliche Chancen für Investitionen und die Modernisierung der ukrainischen Industrie. Im Jahr 2024 stiegen die deutschen Maschinenexporte in die Ukraine in fast allen Bereichen deutlich. Besonders stark war das Wachstum bei Landtechnik (317 Millionen Euro gegenüber 246 Millionen Euro 2023), bei Baumaschinen (78 Millionen Euro 2024 gegenüber 48 Millionen Euro 2023) und Antriebstechnik. Auch Fördertechnik und Werkzeugmaschinen verzeichneten spürbare Zuwächse. Feuerwehrgeräte, Verpackungsmaschinen, Flüssigkeitspumpen, Armaturen und Lufttechnik zeigten ebenfalls stabile Zuwächse. 

Rechtliche Rahmenbedingungen für den Markteintritt in der Ukraine 

Im Rahmen des Webinars gab Julian Ries (Integrites) praxisnahe rechtliche Empfehlungen für deutsche Unternehmen, die mit ukrainischen Partnern zusammenarbeiten möchten. Er betonte die Bedeutung einer sorgfältigen Prüfung der Vertragspartner, insbesondere hinsichtlich Vertretungsbefugnissen und Handelsregistereinträgen. Auch die Form des Vertragsschlusses – ob schriftlich, elektronisch oder mündlich – sowie Sprache, anwendbares Recht und Gerichtsstand sollten klar geregelt sein. Bei Lieferverträgen sind präzise Regelungen zu Leistungen, Zahlungsbedingungen, Haftung, Garantien und Sicherheiten entscheidend. Zusätzlich empfiehlt sich, Klauseln zu Vertraulichkeit, Wettbewerb und höherer Gewalt zu berücksichtigen, um rechtliche Risiken zu minimieren und Planungssicherheit zu schaffen. 

Unternehmensperspektiven 

Christian Löffler (Siempelkamp Maschinen- und Anlagenbau GmbH) berichtete über die einjährige Verzögerung bei der Installation einer MDF-Anlage (Holzwerkstoffpresse) in der Ukraine. Hauptgründe hierfür sind die Mobilisierung von Fachkräften durch das Militär und der dadurch zunehmende Personalmangel, Sicherheitsrisiken, Visa-Probleme sowie lange Wartezeiten an den Grenzen und bei der Zollabfertigung von Nachlieferungen. Trotz dieser Herausforderungen schreite die technische Umsetzung inzwischen gut voran. 

Igor Chukov (Vollert Anlagenbau GmbH) betonte die praktischen Herausforderungen bei der Absicherung von Projekten in der Ukraine, die sich insbesondere durch den Rückzug ukrainischer Banken und fehlendes Eigenkapital auf Kundenseite ergeben. Trotz verfügbarer Mittel, etwa durch die EU-Initiative „Ukraine Facility“, sei die staatliche Nachfrage – etwa im Wohnungsbau – für die Umsetzung von Projekten entscheidend. Insgesamt sei die Devise derzeit, sich schrittweise vorzutasten, anstatt umfassende Strukturen aufzubauen. 

Interaktive Break-Out-Sessions und Ausblick 

In parallelen Kleingruppen diskutierten die Teilnehmenden anschließend zu den Themen Finanzierung, Recht, Ausschreibungen, Maschinenbau, Zulieferer, Metallverarbeitung und Ausschreibungen. Zum Thema Finanzierung und Absicherung stellten die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft ( DEG) und Euler Hermes ein neues Kooperationsmodell zur Unterstützung von Exportgeschäften mit Kunden in der Ukraine vor. Die DEG, bislang nicht im Bereich Handelsfinanzierung aktiv, nutzt nun Hermesdeckungen zur Finanzierung solcher Vorhaben. Geschäftsbanken bleiben hingegen weiterhin zurückhaltend. 

Teilnehmende fragten insbesondere nach den Bonitätsanforderungen an ukrainische Käufer. Die Vertreter erklärten, dass die Bilanzen der Unternehmen geprüft würden. Laut Euler Hermes ist auch eine Absicherung möglich, wenn es sich um ein staatliches Unternehmen handelt. Die DEG finanziert jedoch in der Regel keine rein staatlichen Einrichtungen. Bei gemischtwirtschaftlichen Unternehmen mit überwiegend privatem Kapital (ab 51 Prozent) ist eine Finanzierung durch die DEG grundsätzlich möglich. 

Im Rahmen der Break-Out-Session zum Thema Maschinenbau und Metallverarbeitung wurden aktuelle Erfahrungen von Unternehmen mit Geschäftstätigkeit in der Ukraine diskutiert. Ein Unternehmen berichtete über die Einstellung seiner Aktivitäten, da bestehende Kunden infolge der russischen Besetzung der östlichen Regionen verloren gingen und die Neukundengewinnung sich als herausfordernd erwies. Teilnehmende verwiesen auf Kontaktmessen wie die „Rebuild Ukraine“ in Warschau und regten an, digitale Instrumente zur Geschäftsanbahnung stärker zu nutzen. 

Weitere Beiträge zeigten, wie Unternehmen ihre Vertriebs- und Servicestrukturen durch die Schulung ukrainischer Servicemitarbeitenden beim Lieferanten in Deutschland gezielt ausbauen. Ein anderes Unternehmen setzt seine Geschäftsaktivitäten derzeit erfolgreich von Deutschland aus fort – gemeinsam mit ukrainischen Mitarbeitenden, die 2022 mit ihren Familien evakuiert worden waren. 

Die Diskussionen zeigten ein hohes Interesse an konkreten Projekten und Kooperationen. Die Veranstaltung bot insgesamt praxisnahe Einblicke und Anknüpfungspunkte für deutsche Unternehmen, die sich am Wiederaufbau der Ukraine beteiligen möchten. Die Webinarreihe wird fortgesetzt – mit weiteren Branchenschwerpunkten und vertiefenden Formaten. Das nächste Webinar findet am 27. August zum Schwerpunkt Energie statt. Hier finden Sie alle Termine im Überblick. Kateryna Kyslenko, Service Desk Ukraine im Ost-Ausschuss

Kateryna Kyslenko, Service Desk Ukraine im Ost-Ausschuss

Kontakt

Kateryna Kyslenko
Leiterin Service Desk Ukraine
T. +49 30 206167-129
K.Kyslenko@oa-ev.de

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