Die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Polen und Deutschland ist eine europäische Erfolgsgeschichte. Damit diese weiter Früchte trägt, fand am 23. Oktober in München die Konferenz „Gemeinsam besser: Eine polnisch-deutsche wirtschaftliche Erfolgsgeschichte“ statt, die vom Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft gemeinsam mit dem OstWestWirtschaftsForum Bayern und der Polnischen Agentur für Investitionen und Handel PAIH veranstaltet wurde.
Seit 1989 befindet sich die polnische Wirtschaft auf einem beeindruckenden Wachstumskurs. Zwischen 1990 und 2020 vervierzehnfachte sich das polnische Bruttoinlandsprodukt von 66 auf über 900 Milliarden Dollar. Laut Financial Times konnte in diesem Zeitraum nur China ein noch schnelleres Wachstum erreichen. Auch im bilateralen Handel zeigt sich die Dynamik: Deutschland exportierte im vergangenen Jahr erstmals mehr Waren nach Polen als nach China.
Die wichtigsten Faktoren dieser Erfolgsgeschichte sind die tiefgreifenden Reformen der 1990er Jahre, der EU-Beitritt 2004 und nicht zuletzt die harte Arbeit der Polinnen und Polen. Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung prognostiziert Polen für 2025 und 2026 ein Wachstum von 3,5 Prozent – deutlich über dem EU-Durchschnitt. Im Ergebnis zieht Polen bald in den Klub der 20 größten Wirtschaftsnationen der Welt ein und kann im kommenden Jahr erstmals am G20-Gipfel in Miami teilnehmen. Schon bald dürfte das polnische BIP die Marke von einer Billion Euro überschreiten und damit auch die Schweiz hinter sich lassen.
In einer Welt, die von Unsicherheit und Volatilität geprägt ist, punktet Polen mit wirtschaftlicher Stabilität. Die Konferenz in München war hier ein Signal gerade auch an Unternehmen aus dem wirtschaftlich starken Bayern, sich Deutschlands wirtschaftsstarken Nachbarn einmal intensiver anzusehen und über Kooperationen nachzudenken. Eröffnet wurde die Veranstaltung unter anderem vom stellvertretendem polnischen Generalkonsul Maciej Szmidt und dem Ersten Vizepräsidenten des Bayerischen Landtags Tobias Reiß. Keynote-Speaker war Tobias Gotthardt, Staatssekretär, im Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie.
Im ersten Panel der Konferenz diskutierten Vertreter von Linde, Comarch, Worley und wpd über die Themen Energie, Transformation und Wettbewerbsfähigkeit. Steffen Richter von Linde berichtete, dass sein Unternehmen bereits 500 Millionen Euro in Polen investiert hat – und weitere Investitionen in Höhe von 170 Millionen Euro vorbereitet werden.
Neben der deutsch-polnischen Zusammenarbeit stand in den Reden gerade auch die bayrisch-polnische Partnerschaft im Fokus. Die wirtschaftlichen Verbindungen des Freistaates mit Polen werden immer tiefer. Der Handel wuchs im Jahr 2024 auf 25 Milliarden Euro. „Polen und Bayern teilen Werte wie Heimatliebe und Fleiß“, betonte Maciej Szmidt, stellvertretender Generalkonsul in München.
Im zweiten Teil der Veranstaltung standen die Themen Cyber-Sicherheit und Verteidigungswirtschaft im Mittelpunkt; Themen, deren Bedeutung ständig wächst, sowohl im wirtschaftlichen als auch im militärischen Kontext. Spätestens seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine 2022 müsste allen Unternehmen klar sein, dass Angriffe auf die kritische Infrastruktur, auf Firmengeheimnisse und die liberale Demokratie an der Tagesordnung sind. Einer der Firmenvertreter berichtete von 120.000 nicht eindeutig zuzuordnenden Serveranfragen pro Stunde.
Immer öfter erfolgen Angriffe auf Firmennetzwerke aus Richtung Russland oder China, aber auch aus weiteren Ländern. Und auch hier gilt das Motto der Münchener Konferenz „Gemeinsam besser“. Best practices aus Deutschland und Polen helfen Unternehmen sich gegen Bedrohungen von außen besser aufzustellen.
Während in Deutschland vielerorts noch veraltete Technologien dominieren, ist Polen beim Glasfaserausbau und der mobilen Netzabdeckung längst einen Schritt voraus. Unternehmensvertreter lobten darüber hinaus die pragmatische und konstruktive Zusammenarbeit mit polnischen Behörden. Ein LKW-Hersteller berichtete, dass er in Polen innerhalb von nur sechs Monaten alle Genehmigungen erhielt – und nach 14 Monaten bereits eine fertige Fabrik in Betrieb nehmen konnte. Dieser „Can-Do“-Spirit sei in Polen oft zu spüren. Polen-Kenner berichten von Offenheit, Mut zur Umsetzung und einem klaren Blick für Chancen im Land.
Auch bei Zukunftstechnologien wie Flüssiggas und Batteriespeichern zeige Polen, wie man mit Entschlossenheit und Innovationsfreude auch beim Thema energetische Transformation und Dekarbonisierung neue Wege gehen kann.
Die Wünsche der Unternehmen, die in München in Richtung der Politik formuliert wurden, waren eindeutig: Wir brauchen mehr Pragmatismus, weniger Regulatorik und einen echten europäischen Binnenmarkt, denn die Herausforderungen der Zukunft lassen sich nicht mit alten Rezepten lösen.
Adrian Stadnicki,
Regionaldirektor für Mittelosteuropa im Ost-Ausschuss
Jens Böhlmann
Direktor Mittelstand | Grüne Transformation
T. +49 30 206167-127
J.Boehlmann@oa-ev.de
Adrian Stadnicki
Regionaldirektor Mittelosteuropa
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