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Deutscher Osthandel im Sommer-Hoch

22.08.2018
Auswertung der Handelszahlen für das 1. Halbjahr 2018

Der deutsche Osthandel legt weiter ein hohes Tempo vor: Die durch den Ost-Ausschuss – Osteuropaverein der Deutschen Wirtschaft (OAOEV) ausgewerteten Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen, dass der deutsche Warenaustausch mit den 29 Ländern der Region im ersten Halbjahr 2018 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 6,5 Prozent gestiegen ist und damit erneut stärker wuchs, als der deutsche Handel insgesamt (+4,3 Prozent). „Der Osthandel befindet sich derzeit in einem stabilen Sommer-Hoch. Aktuell läuft die Konjunktur fast überall in unserer Region besser, als es die Vielzahl politischer Krisen eigentlich erwarten lässt. Das schöne Wetter scheint die Stimmung zu beflügeln“, kommentierte der OAOEV-Vorsitzende Wolfgang Büchele.

Anteil von 19 Prozent am gesamten deutschen Handel

Zwischen Januar und Juni 2018 wurden Waren im Wert von 226 Milliarden Euro mit den 29 OAOEV-Ländern gehandelt, ein Plus von 14 Milliarden Euro. Insgesamt erreichten die 29 Länder des OAOEV im ersten Halbjahr 2018 einen starken Anteil von 19 Prozent am gesamten deutschen Außenhandel. Damit ist die Region für die deutsche Wirtschaft wichtiger als die riesigen Märkte China, USA und Japan zusammen. Mit Polen (Platz 7), Tschechien (Platz 10), Russland (Platz 13) und Ungarn (Platz 14) konnten sich erneut vier Länder der Region in der Rangliste der 15 wichtigsten deutschen Handelspartner platzieren. Angeführt wird die Tabelle von den Niederlanden, knapp vor China, den USA und Frankreich.

Interessant ist eine differenzierte Betrachtung der Zahlen für Importe und Exporte: Im Gegensatz zum deutschen Gesamthandel, der einen hohen Handelsüberschuss ausweist, gibt es mit den östlichen Partnerländern ein leichtes Handelsdefizit: Deutschen Exporten im Wert von 112 Milliarden Euro (+6 Milliarden Euro/ bzw. umgerechnet +6 Prozent), standen Importe im Wert von 113 Milliarden Euro (+7,5 Milliarden Euro/ umgerechnet +7 Prozent) gegenüber. Während die Länder zwischen dem tschechischen Karlsbad im Westen und Wladiwostok im Osten rund 17 Prozent der deutschen Exporte nachfragten, erreichten sie bei den deutschen Importen sogar einen Anteil von 21 Prozent. „Die Wertschöpfungsketten deutscher Unternehmen sind eng mit den Ländern Mittel- und Osteuropas verflochten. Die Länder tragen über Zulieferprodukte in hohem Maße zum deutschen Exporterfolg in der Welt bei. Umgekehrt ist Deutschland für die Region eine absolute Wachstumslokomotive“, kommentierte Büchele.

Beeindruckende Entwicklung in Südosteuropa

Besonders starke Zuwächse gab es im ersten Halbjahr 2018 im Handel mit den Ländern Südosteuropas, angefangen mit Bulgarien (+8,5 Prozent) und Rumänien (+9,7 Prozent), über Kroatien (+12,3 Prozent) bis hin zu Mazedonien (+17,3 Prozent), Montenegro (+21,4 Prozent) und Moldau (+23 Prozent). Weiterhin robust zeigt sich der Handel mit den mittelosteuropäischen Ländern wie Polen (+7,4 Prozent) und Tschechien (+4,4 Prozent). Für die Ukraine wird ein bilaterales Handelswachstum von 8,6 Prozent gemeldet, wobei der deutsche Export in das Land gegenüber dem Vorjahr fast stagnierte (+1,4 Prozent), die Importe aber um beeindruckende 24 Prozent zulegen konnten. Auch der bilaterale Handelsaustausch mit Usbekistan, dem bevölkerungsreichsten Land in Zentralasien, stieg um über acht Prozent. Hier ist nach Umsetzung mutiger Reformvorhaben in Usbekistan in den nächsten Jahren mit noch besseren Zahlen zu rechnen.

Länder der Eurasischen Wirtschaftsunion melden sich zurück

„Eine positive Sommerüberraschung ist die neue Dynamik im Handel mit den fünf Ländern der Eurasischen Wirtschaftsunion“, kommentierte Büchele die aktuellen Zahlen. Der Warenaustausch mit Armenien wuchs um 41 Prozent, mit Kasachstan um 18,5 Prozent und mit Belarus um 12,6 Prozent. Der Handel mit Russland erlebte nach einem enttäuschenden Frühjahr ein Zwischenhoch und wuchs nunmehr im gesamten 1. Halbjahr 2018 um fünf Prozent. Dies ist vor allem auf zunehmende Importe (+ 7,5 Prozent) zurückzuführen, während der Export nach Russland nur leicht um zwei Prozent anstieg. „Die Aussichten für den deutsch-russischen Handel werden weiterhin stark durch mögliche neue US-Sanktionen überschattet, die derzeit in Washington diskutiert werden“, sagte Büchele. „Diese Sanktionen sind deshalb so gefährlich, weil sie sich gezielt auch gegen europäische Partner russischer Firmen richten könnten. Wir halten dies für völkerrechtswidrig und hoffen, dass die EU und die Bundesregierung hier schlimmeres verhindern können.“

Uneinheitlicher Trend im Südkaukasus

Kurz vor der Reise von Bundeskanzlerin Angela Merkel vom 23. bis 25. August in den Südkaukasus, lohnt sich ein spezieller Blick auf diese Region, die aus drei Ländern mit sehr unterschiedlichen wirtschaftlichen Voraussetzungen besteht. Besonders auffällig ist der starke Anstieg im Handel mit Armenien. Die deutschen Exporte kletterten im ersten Halbjahr 2018 um 53 Prozent, die Importe um 26 Prozent nach oben. Die politischen Veränderungen, die es in Jerewan im Frühjahr 2018 gegeben hat, scheinen der Wirtschaft Schwung zu geben. In Georgien – lange Jahre unter den Top-Reformländern weltweit verläuft die Entwicklung dagegen gedämpfter. Auch hier hatte es einen Regierungswechsel gegeben. Die deutschen Exporte nahmen im ersten Halbjahr moderat um sechs Prozent zu, während die Importe um 2,5 Prozent sanken. Zurück aus der Krise meldet sich Aserbaidschan: Das rohstoffreiche Land hatte infolge gesunkener Ölpreise in den vergangenen Jahren eine Rezession erlebt, im ersten Halbjahr 2018 stiegen die deutschen Importe um 10,5 Prozent und die Exporte sogar um 44 Prozent.

Ansprechpartner

Andreas Metz
Leiter Presse und Kommunikation
Tel: 030 206167-120
A.Metz@bdi.eu

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