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Neue Handelswege zwischen West und Ost

Im voll besetzten Plenarsaal der Handelskammer Hamburg fand Mitte September ein Deutsch-Russisches Logistikforum unter dem Motto „Neue Handelswege - Digitalisierung - Windparklogistik“ statt.


An dem eintägigen Forum nahmen über 90 Teilnehmer und zwei hochrangige russische Delegationen teil. Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden des Arbeitskreises Osteuropa der Handelskammer Hamburg Mirco Nowak und Professor Peer Witten, Sprecher des OAOEV-Arbeitskreises Logistik, stellte Wladimir Nikitenko von der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer in St. Petersburg seine Delegation mit Unternehmensvertreter aus den Bereichen Logistik und Windenergie vor, die sich vom 10. bis 13. September in Deutschland aufhielten.

Pläne für Bahnverbindung

Grigory A. Rapota, Staatssekretär der Staatenunion Russland-Belarus, entwickelte vor dem Plenum das Projekt einer Hochgeschwindigkeits-Bahnverbindung zwischen St. Petersburg und Hamburg auf der Route Minsk-Warschau-Berlin mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 300 Stundenkilometern sowohl für den Personenverkehr als auch für den Gütertransport. Im ersten Schritt müsse die Finanzierung im Umfang von 20 bis 40 Milliarden US-Dollar gesichert und die Trasse von den beteiligten Ländern bestätigt werden.

Sergeij Wasin, Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft Uljanowsk stellte die Sonderwirtschaftszone Region Uljanowsk als Verkehrsknotenpunkt mit zwei Flughäfen und einem Binnenhafen an der Wolga vor, die in ihrer Umgebung mit sechs Millionenstädten wie zum Beispiel Kasan aufwarten könne. Die zollfreie Zone, deren Gewinnsteuersatz zudem zwei statt der üblichen 20 Prozent betrage, könnte sich in Zukunft zu einer prosperierenden Freihandelszone ausweiten.

Nord-Ost-Passage bietet neue Chancen

Die neue Perspektiven auf dem nördlichen Seeweg erläuterte Wladimir Nechwjadowitsch, der stellvertretende Geschäftsführer des internationalen Logistikanbieters ISS Global Solutions. Die Nord-Ost-Passage könne inzwischen von Schiffen der Klasse 4 mit Eisbrecher-Begleitung von Ende Mai bis Mitte November genutzt werden. Schwertransporte etwa für das US-Unternehmen General Electric werden nicht nur bis zur westsibirischen Halbinsel Jamal, sondern auch rund um Ostasien durchgeführt.

Danach ging es um den Schienenverkehr: Wadim Serow, der Bevollmächtigte der Russischen Eisenbahnen AG in Berlin, präsentierte das Tochterunternehmen RZD Logistics, das in Russland umfassende Logistikdienstleistungen für die Industrie bereitstellt, darunter Großraum-, Schwerlast und Langtransporte inklusiv Engineering. Dmitrij Hasenkampf, Director Sales bei DB Cargo Eurasia GmbH erläuterte, dass aus dem ehemaligen deutsch-russischen Joint Venture durch Aufkauf der Anteile inzwischen ein rein deutsches Unternehmen geworden sei, das aber weiterhin die Vorteile des russischen Bahnsystems nutzen könne. Dies bringe eine Effizienzsteigerung durch die Halbierung der Transportzeit bei einem Viertel der sonst anfallenden Transportkosten. Durch die Einführung des elektronischen Frachtbriefes würden auf der Strecke von China nach Europa zwei Tage eingespart.

Über die vollständige Vernetzung der Datenströme der Port Community des Hamburger Hafens und die damit verbundenen Vorteile für alle Beteiligten referierte Ulrich Wrage, Vorstand der Dakosy AG Hamburg. Anschließend stellte Dmitrij Lawrow, Leiter Internationale Logistik des russischen Online-Versandhändlers ozon.ru, sein Unternehmen nicht nur als Handels-, sondern auch als Logistik-Anbieter vor.

Natürliche und amtliche Hürden

Speziell der Logistik von Windkraftanlagen waren zwei weitere Fachvorträge gewidmet. Konstantin Grinevich, Geschäftsführer der Glogos Project LLC, lieferte einen anschaulichen Praxisbericht aus Russland, bei dem er insbesondere hervorhob, dass das gewaltige innerrussische Fluss-System hervorragende Logistikmöglichkeiten insbesondere für die kostengünstige Beförderung von Windpark-Teilen biete. Teresa Nagel, Head of Sales der Universal Transport Michels GmbH & Co. KG, stellte ihr Logistikunternehmen vor, das seit 1953 in Deutschland und auch in Russland Schwertransporte auf der Straße anbietet. Dabei schilderte sie die zahlreichen natürlichen (Brücken, Unterführungen) sowie amtlichen Hindernisse (Genehmigungen, Nachtfahrten) für den Transport der immer größeren Rotorblätter für Windkraftanlagen.


Katrin A. Morosow
Leiterin des AK Logistik im OAOEV

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