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Neuer Schwung nach den Parlamentswahlen

Die Delegation im Gespräch mit dem armenischen Vize-Premier Avinyan. Foto: S. Kägebein
04.03.2019
Armenische Regierung setzt auf Reformen/ OAOEV-Delegation in Eriwan

Anfang März hielt sich eine große Unternehmerdelegation unter Leitung von OAOEV-Geschäftsführerin Ute Kochlowski-Kadjaia in der armenischen Hauptstadt Eriwan auf. Auf dem Programm standen unter anderem Gespräche mit der neuen Regierung.

Begrüßt wurde die mit rund 20 Repräsentanten deutscher Unternehmen größte deutsche Wirtschaftsmission in das Kaukasus-Land vom deutschen Botschafter in Eriwan Matthias Kiesler. An der Reise nahmen Vertreter aus dem Finanzsektor, der Landwirtschaft, IT, Bildungswesen, Metallverarbeitung sowie Mobilität teil.

Eröffnet wurden die Gespräche mit einem Briefing durch Botschafter Kiesler und den Geschäftsführer des Deutschen Wirtschaftsverbands (DWV) in Eriwan Dietmar Stiel, bei dem die Delegationsteilnehmer über die politische und wirtschaftliche Lage des Landes unterricht wurden. In Gesprächen mit Vize-Premierminister Tigran Avinyan, Wirtschaftsminister Tigran Khachatryan sowie mit armenischen Unternehmen und Verbänden wurden die aktuelle wirtschaftliche Lage und die Perspektiven der deutsch-armenischen Wirtschaftszusammenarbeit erörtert. Dabei konnten mehrere sehr konkrete Projekte in den Bereichen Bildung, Produktion und Verarbeitung hochwertiger Metalle, Abfallmanagement und Digitalisierung vereinbart werden.

Neue Regierung mit neuer Dynamik

Ursprünglich war die Reise bereits für den November geplant. Anfang November war allerdings das Parlament aufgelöst und Neuwahlen angesetzt worden, nachdem Versuche, eine Mehrheit für eine Regierungsbildung zu finden, gescheitert waren. Daraus ging die Partei von Nikol Pashinyan, der im Zuge der „samtenen Revolution“ im Frühjahr 2018 zum Premier ernannt worden war, mit über 70 Prozent der Stimmen als Siegerin hervor. Diese überwältigende Mehrheit drückte den Wunsch vieler Armenier nach Veränderung, besseren Lebensperspektiven, mehr Demokratie, Transparenz in der Verwaltung und weniger Korruption aus.

Im Namen der Delegation gratulierte OAOEV-Geschäftsführerin Kochlowski-Kadjaia der neuen Regierung und unterstrich, dass deren Strategie für mehr Transparenz und Einfachheit im Steuersystem, der Kampf gegen Monopole und Korruption sowie die konsequente Entwicklung innovativer Wirtschaftszweige aus Sicht der deutschen Wirtschaft eine neue Dynamik für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes mit sich bringen werde. Die Hoffnung sei groß, dass sich die Wachstumsraten der vergangenen Jahre fortschreiben ließen und sich positiv auf die allgemeine Wohlstandsentwicklung auswirkten. Im vergangenen Jahr wuchs Armeniens Wirtschaft um 5,5 Prozent, für 2019 erwartet die EBRD erneut einen Zuwachs um fünf Prozent.

Innovation als Treiber der Wirtschaft

In enger Zusammenarbeit mit dem Deutschen Wirtschaftsverband (DWV) in Armenien standen Unternehmensbesuche und ein Runder Tisch mit armenischen Wirtschaftsvertretern auf dem Programm. Finanzierungs- und Rahmenbedingungen, neue Projekte sowie die Themen Ausbildung und digitale Bildung wurden intensiv diskutiert. Bilateral wurden Gespräche zu innovativen Lösungen im Abfallmanagement, zur Nutzung des armenischen Potenzials in Bergbau und Metallverarbeitung sowie in den Bereichen Sicherheit und Katastrophenschutz geführt.

Nicht fehlen durfte auch das für Armenien so wichtige Thema Digitalisierung. Besonders bei deren Integration in die Schulbildung ist das Land vorbildlich und integriert früh wirtschaftsnahe Anwendungsmöglichkeiten in den Schulalltag: 3D-Druck, 3D-Modelling oder die aktuelle CNC-Anwendung gehören mittlerweile zum Schulcurriculum. Das hoch gelobte TUMO-Center, das tausenden armenischen Kindern täglich nach der Schule kostenlos IT-Know-how vermittelt und bereits Ableger in Beirut, Dubai, Moskau und Paris eröffnet hat, ist ein Baustein dieser Bildungsstrategie. Dieser Trend zeigt, dass sich Armenien von einem reinen IT-Outsourcing- zu einem Entwicklungsstandort wandelt - und in einigen Bereichen bereits gewandelt hat. Das Land setzt auf Qualität und Wertschöpfung statt auf reine Quantität.

Es ist daher kein Zufall, dass sich die rund 2.000 Teilnehmer des World Congress on Information Technology (WCIT) Anfang Oktober in der armenischen Hauptstadt Eriwan treffen. Erstmals seit zehn Jahren findet damit eine der wichtigsten internationalen IT-Veranstaltungen wieder in einem europäischen Land statt. Im Rahmen seines Memorandum of Understanding mit der Union of Advanced Technologies Enterprises wird der OAOEV im Oktober verschiedene Foren veranstalten und sich in den WCIT einbringen.

Der Besuch in Armenien setzte den intensiven Dialog der deutschen Wirtschaft mit dem Land fort, der seit der „samtenen Revolution“ im Frühjahr 2018 eine neue Dynamik gewonnen hat. Nach der Reise von Bundeskanzlerin Angela Merkel in die drei Länder des südlichen Kaukasus im Sommer 2018, die von einer Wirtschaftsdelegation begleitet wurde, fanden im November ein Frühstück mit dem armenischen Präsidenten sowie im Februar ein erster Austausch mit dem neu gewählten Premierminister Nikol Pashinyan in Berlin statt.

Stefan Kägebein
Regionaldirektor Osteuropa

Ansprechpartner

Stefan Kägebein
Regionaldirektor Osteuropa
Tel.: 030 206167-113
S.Kaegebein@bdi.eu

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