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Georgiens Agrarsektor auf der Überholspur

Online-Diskussionsrunde im Rahmen des Deutsch-Georgischen Wirtschaftsdialogs
04.05.2021
Deutsch-Georgischer Wirtschaftsdialog/ Landwirtschaft soll Säule der Wirtschaft werden

Im Rahmen des Deutsch-Georgischen Wirtschaftsdialogs fand am 4. Mai 2021 unter Beteiligung der Regierungen beider Länder und des Ost-Ausschusses ein Agrarpanel statt. Ost-Ausschuss- Regionaldirektor Stefan Kägebein moderierte und Per Brodersen, Geschäftsführer der German Agribusiness Alliance (GAA), nahm an der Diskussion teil. In Georgien boomt die Landwirtschaft und soll eine starke Säule der regionalen Wirtschaft werden. 

Georgien, das Land zwischen Schwarzem Meer und dem Kaukasus-Gebirge, ist vielen durch die Jahrtausende alte Kultur und die Schönheit seiner Landschaften ein Begriff. Die Tourismuswirtschaft ist fester Bestandteil des georgischen Wirtschaftslebens. Diese Stärke kann sich in Krisenzeiten jedoch schnell zu einer Schwachstelle entwickeln, wie die Corona-Pandemie der vergangenen Monate gezeigt hat. Georgien leidet besonders unter den ausbleibenden Gästen und damit unter ausbleibenden Einnahmen.

Agrarexporte aus Georgien legen stark zu

Ein anderer Sektor konnte die Wirtschaft des Landes im Jahr 2020 und zu Beginn des laufenden Jahres jedoch stützen und hat sich stark entwickelt: die Agrarwirtschaft, genauer gesagt der Export verschiedener Sorten Obst und Gemüse. Dieser legte in den Krisenmonaten rasant zu und überschritt im Jahr 2020 erstmals den Gegenwert von einer Milliarde Euro. Dass dieser Wachstumstrend sich 2021 fortsetzen wird, bestätigte Agrarminister Levan Daviataschwili im Rahmen des Agrarpanels des Deutsch-Georgischen Wirtschaftsdialogs. Zu dem Format luden der Ost-Ausschuss, das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft sowie das georgische Agrarministerium und die Botschaft von Georgien in Berlin ein und begrüßten mehr als 50 Unternehmensvertreter beider Länder. Eröffnet wurde das Format durch den Botschafter von Georgien in Berlin, Prof. Levan Izoria und den Botschafter der Bundesrepublik in Georgien, Hubert Knirsch.

Das Ziel der georgischen Regierung ist ambitioniert: Schon in zwei Jahren möchte man sich vom Nettoimporteur bei Obst und Gemüse zum Nettoexporteur gewandelt haben. Klar ist der Minister auch in seiner Analyse der dafür nötigen Voraussetzungen: Benötigt wird eine moderne Infrastruktur entlang der Wertschöpfungskette, von der Saat bis zur Vermarktung. Ebenso entscheidend für den Erfolg sind ein hochwertiges Qualifizierungs- und Ausbildungssystem sowie der Aufbau starker Netzwerke mit Know-how-Partnern, Handelspartnern und Investoren. 

Das deutsche Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) teilt diese Perspektive. Der Parlamentarische Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel pflichtete dem georgischen Minister entsprechend bei: Technisches Wissen und dessen Anwendung sei der Schlüssel, um in der georgischen Agrarwirtschaft zu effizienteren Strukturen und mehr Wettbewerbsfähigkeit zu kommen. Das BMEL, so kündigte Fuchtel während der Konferenz an, werde diesen Weg und den Know-How-Transfer in diesem Bereich in den nächsten Jahren aktiv unterstützen. 

Landerwerb durch Ausländer muss geregelt werden

Ein zentrales Element, um künftig Investoren für agrarwirtschaftliche Projekte in Georgien zu gewinnen, müsse jedoch zeitnah geregelt und implementiert werden: Die Frage des Landerwerbs durch Ausländer oder die Implementierung eines funktionierenden Pachtmarktes seien anzugehen, darin waren sich die verschiedenen Redner des Forums einig. Aus den Erfahrungen anderer Länder könne man lernen, dass das Engagement ausländischer Investoren der entscheidende Katalysator für Innovation und Wachstum ist. Sehr positiv wurde das Engagement der georgischen Regierung bei der Implementierung von EU-Standards gewertet. Rund 300 Normen müssten im Rahmen des Freihandelsabkommens Georgiens mit der EU in georgisches Recht transformiert werden. Etwa ein Drittel davon sind bereits in nationale Normen überführt. 

Neben den bekannten Agrarexportprodukten wie Wein oder Nüssen haben sich in der vergangenen Zeit auch Blaubeeren, Kiwis sowie die Schneckenanzucht zu Geschäftsfeldern entwickelt, die eine steigende Anzahl von Bestellungen zu verzeichnen haben. Als großes Vorhaben gilt darüber hinaus die Imereti Agri Zone (IAZ). Im Rahmen dieses Projektes sollen gezielt Produzenten und Investoren nach Georgien gelotst werden, die mittels Gewächshäusern exportfähige Produkte in Georgien herstellen möchten. Die IAZ unterstützt bei der Projektenwicklung, kann die Finanzierung begleiten und ist erster Ansprechpartner für interessierte Unternehmen. 

Das IAZ-Management unterstützt auch bei der Organisation von Lieferketten oder durch die Entwicklung eines Trainings- und Ausbildungszentrums. Über 50 internationale Unternehmen, darunter auch deutsche, spanische, italienisch und niederländische, haben sich bereits als Interessenten registrieren lassen, um Teil des Projektes zu werden. Die Tender für konkrete Vorhaben werden im September 2021 veröffentlicht. 

Stefan Kägebein
Regionaldirektor Osteuropa

Ansprechpartner

Stefan Kägebein
Regionaldirektor Osteuropa
Tel.: 030 206167-113
S.Kaegebein@oa-ev.de

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