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„Wir brauchen noch mehr Flexibilität“

Enrico Rühle, Leiter des Arbeitskreises Fachkräftesicherung im Ost-Ausschuss
23.09.2022
Statement des Sprechers des Ost-Ausschuss-Arbeitskreises Fachkräftesicherung Enrico Rühle zu den aktuellen Herausforderungen für die Aufnahme russischer Fachkräfte in der EU

Angesichts der Teilmobilmachung in Russland ist mit einer raschen Zunahme ausreisewilliger Fachkräfte zu rechnen. Zu den akuten Herausforderungen äußert sich Enrico Rühle, Leiter des Arbeitskreises Fachkräftesicherung im Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft: 

„Seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine haben nach aktuellen Schätzungen etwa 400.000 qualifizierte Fachkräfte Russland dauerhaft verlassen. Eine Reihe von deutschen Unternehmen haben ihre russischen Arbeitskräfte auf diesem Weg unterstützt. Dieser Abwanderungsprozess wird sich nun durch die von Moskau angekündigte Teilmobilmachung kurzfristig beschleunigen. 

Leider hat die EU zuletzt die Beantragung von Schengenvisa verkompliziert und eine wachsende Zahl von EU-Ländern erkennt Schengenvisa zur Einreise nicht einmal mehr an. Die Beantragung von humanitären Visa in Russland ist für Antragssteller mit besonderen Risiken verbunden. Ausreisewilligen aus Russland bleibt meist nur noch die Möglichkeit, mit Zwischenstation in einem visa-freien Drittland wie Serbien, Kasachstan, die Türkei oder Armenien in die EU auszuwandern. Flüge dorthin sind aktuell aber fast unbezahlbar geworden. 
 
Wir danken der Bundesregierung für den offenen Dialog über diese Themen und ihr Engagement. Es ist gelungen, den Visavergabe- und Integrationsprozess etwas zu beschleunigen und ein generelles Visa-Verbot in der EU für russische Staatsbürger zu verhindern. Angesichts der aktuell verschärften Situation brauchen wir aber noch mehr Flexibilität und personelle Ressourcen auch in Drittländern, damit schnell Hilfe geleistet wird. EU-weite Regelungen, die die Ausreise und Aufnahme russischer Fachkräfte wieder vereinfachen, statt zu erschweren, sind dringend erforderlich. Russische Bürger, deren Visa in Kürze abläuft und die sich zum Bleiben entschieden haben, sollten nicht weggeschickt werden.

Die wirtschaftlichen Voraussetzungen für eine schnelle Arbeitsmarktintegration für Fachkräfte aus Russland sind gegeben. Sowohl in Deutschland als auch in den meisten anderen EU-Ländern ist der Fachkräftemangel ein gravierendes Problem, das sich in den kommenden Jahren noch weiter verschärfen wird. Eine Offenheit für Fachkräfte aus Russland liegt eindeutig im europäischen Interesse, Diskussionen über eine Abschottung der EU Richtung Russland nutzen dagegen eher der kriegführenden Partei“.

Ansprechpartner

Petya Hristova
Leiterin Kontaktstelle Hamburg
Fachkräftesicherung
Gesundheitswirtschaft
T. +49 30 206167-155
P.Hristova@oa-ev.de

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