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50 Jahre Röhren gegen Erdgas

Mit der Unterzeichnung des ersten deutsch-sowjetischen Handelsvertrags 1958 beginnt die Vorgeschichte der Erdgas-Röhrengeschäfte. Foto: OAOEV-Archiv
17.06.2020
Deutsch-russisches Jahrhundertgeschäft und deutsch-amerikanischerWirtschaftskrimi

„Germany as far as I'm concerned is captive to Russia because it's getting so much of its energy from Russia. I think that is very inappropriate.“ US-Präsident Donald Trump


„Deutschland ist für mich Gefangener Russlands, weil es so viel Energie aus Russland bezieht. Ich halte das für sehr unangebracht.“ Mit diesen Worten drückte US-Präsident Donald Trump auf dem NATO-Gipfel am 23. Juli 2018 in Brüssel sein wiederholtes Missfallen am Pipeline-Projekt Nord Stream 2 aus. Knapp eineinhalb Jahre später, am 21. Dezember 2019, setzte er dann mit seiner Unterschrift ein Sanktionsgesetz gegen die am Pipeline-Bau beteiligten internationalen Verlegeschiffe in Kraft. Die Fertigstellung der1300 Kilometer langen Doppelstrang-Leitung, die beginnend in der Nähe von St. Petersburg durch die Ostsee bis Lubmin bei Greifswald geführt wird, wurde damit gestoppt – rund 20 Tage vor Anbringen der letzten Schweißnaht. 

Als Finanzinvestoren sind am Projekt Nord Stream 2 neben der russischen Gazprom  Energiekonzerne aus Frankreich, Österreich, den Niederlanden und Großbritannien und natürlich aus Deutschland beteiligt, die Eigner der von den US-Sanktionen bedrohten Spezial-Verlegeschiffe stammten aus der Schweiz und Italien. US-Sanktionen gegen europäische Verbündete? „Typisch Trump“ könnte man jetzt sagen und die Sanktionsmaßnahmen auf dessen Motto „America First“ zurückführen. Protektionismus statt Multilateralismus, Eigennutz statt Respekt für Partner.

Doch wer sich ein wenig in die Geschichte der deutsch-russischen Energiebeziehungen hineingräbt, der wundert sich: Trump, der in der Pipelinefrage mehr durch den US-Kongress getrieben wird, als dass er selbst Antreiber ist, steht mit seinen Sanktionen gegen Pipelineprojekte in einer langen Tradition mit John F. Kennedy, Jimmy Carter oder Ronald Reagan. Die Geschichte der deutsch-russischen Energiebeziehungen ist gleichzeitig auch eine Geschichte des deutsch-amerikanischen Konflikts. Alle genannten US-Präsidenten versuchten engere Wirtschaftsbeziehungen zwischen der Bundesrepublik und der Sowjetunion zu verhindern, mit ähnlichen Argumenten und teilweise mit härtesten Bandagen. 

Dass die deutsch-russischen Erdgas-Röhrengeschäfte 2020 dennoch ihr 50-jähriges Jubiläum feiern können, liegt nicht zuletzt daran, dass angefangen mit Willy Brandt ausnahmslos alle nachfolgenden Bundeskanzler, egal ob Sozialdemokraten (Helmut Schmidt, Gerhard Schröder) oder Christdemokraten (Helmut Kohl, Angela Merkel) für die Pipelineprojekte in die Bresche gesprungen sind. Aber auch die Kreml-Herren Leonid Breschnew und Waldimir Putin, Frankreichs Präsident François Mitterand oder US-Außenminister Henry Kissinger haben an diesem spannenden Kapitel der europäischen Wirtschafts- und Politikgeschichte gehörig mitgeschrieben, nicht zu vergessen Unternehmerpersönlichkeiten wie Berthold Beitz (Krupp), Ernst Wolf Mommsen (Thyssen), Friedrich Wilhelm Christians (Deutsche Bank), Herbert Schelberger und Burckhard Bergmann (beide Ruhrgas). Otto Wolff von Amerongen, von 1955 bis 2000 Vorsitzender des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft, brachte in Sachen Pipelines das Kunststück fertig, als „Handelsreisender in Klimafragen“ sowohl zwischen Deutschen und Sowjets, als auch zwischen Deutschen und Amerikanern zu vermitteln....
 

Den vollständigen Beitrag von Andreas Metz aus dem Mittel- und Osteuropa Jahrbuch finden Sie als pdf zum Downloaden am Fuß dieser Seite.

Ansprechpartner

Andreas Metz
Leiter Presse und Kommunikation im OAOEV
Tel: 030-206167120
A.Metz@bdi.eu

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