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Corona trifft georgischen Tourismussektor hart

Georgien lockte mit der beeindruckenden Natur des Südkaukasus und jahrhundertealten Kulturstätten in den vergangenen Jahren immer mehr Touristen an. Durch die Coronakrise sind diese Erfolge nun in Frage gestellt. Foto: Andreas Metz
16.06.2020
Themen wie Tourismuswirtschaft, Logistik sowie Fachkräftebedarf und Sourcing im Fokus der Diskussion

Am 16. Juni 2020 tagte der Länderarbeitskreis Südkaukasus im Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft. Nachdem in den vorangegangenen Sitzung die Nachbarn Armenien und Aserbaidschan im Mittelpunkt standen, widmete sich der Arbeitskreis diesmal schwerpunktmäßig Georgien. Die Veranstaltung, an der der deutsche Botschafter in Georgien Hubert Knirsch teilnahm, wurde in Zusammenarbeit mit der Deutschen Wirtschaftsreinigung (DWV) Georgien organisiert. So beteiligte sich neben den rund 45 Unternehmensvertretern aus Deutschland und Georgien auch der Vorsitzende der Deutschen Wirtschaftsvereinigung Georgien Sascha Ternes und der Sprecher des OA-Arbeitskreises Südkaukasus Andreas Räschmeier an der Veranstaltung. Alle Teilnehmer diskutierten über den aktuellen Stand der Corona-Maßnahmen der georgischen Regierung und tauschten sich zu den Perspektiven der Tourismuswirtschaft, des Logistikbereichs sowie zum Thema Fachkräftebedarf und Sourcing aus.

Rund 10 Prozent des BIP entfallen auf Tourismus

Botschafter Knirsch betonte, dass Georgien vor dem Hintergrund einer relativ robusten wirtschaftlichen Ausgangslage in den Corona-bedingten Lockdown und die damit verbundene Wirtschaftskrise gegangen sei und so auch im Vergleich zu anderen Ländern relativ schnell den Weg aus der Krise finden werde. Trotz dessen, wurde der für das Land zentrale Tourismussektor stark von den nationalen und internationalen Lockdown Maßnahmen getroffen. Rund zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukt werden hier erwirtschaftet. Entsprechend groß sind die Einnahmeverluste für Unternehmen und die Staatsfinanzen. Eine schnelle Erholung des Tourismussektors ist damit ein entscheidender Faktor für die Erholung der gesamten georgischen Wirtschaft.

Catarina Bjorlin Hansen, Regionalleiterin Südkaukasus der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung EBRD, berichtete von verschiedenen konkreten Unterstützungspaketen, die die Bank aufgelegt habe. Positiv sei, so Hansen weiter, dass nur relativ wenige von diesen Notfallpaketen durch Unternehmen abgerufen werden mussten. Dies zeige die relative Robustheit der georgischen Wirtschaft.

In der Diskussion rückte schnell auch das Thema Fachkräftebedarf in den Mittelpunkt, sowie die Frage, wie sich Georgien und die Länder des Südlichen Kaukasus gegenüber der chinesischen Belt and Road Initiative positionieren. Die anwesenden Unternehmen berichteten von relativ geringen Problemen bei der Suche nach geeigneten Fachkräften für ihre Projekte. Und selbst wenn zum Teil eine spezifische fachliche Qualifikation fehle, sei der Enthusiasmus und die Lernbereitschaft sehr hoch.

Zuganschluss an die chinesische Seidenstraße

Der Bereich Logistik und Transport war zwar auch im Südkaukasus von den internationalen Lockdown-Maßnahmen betroffen. Allerdings waren die Logistikketten in Georgien und in den Nachbarländern zu keinem Zeitpunkt unterbrochen oder ausgefallen, sodass die Versorgung und der Warentransport auch im März, April und Mai relativ reibungslos funktionierten. Im Rahmen der chinesischen Seidenstraße-Initiative wird im Herbst dieses Jahres ein erster Containerzug in Georgien ankommen. Die Einbindung der Südroute in dieses Infrastrukturnetzwerk erhält damit einen weiteren Schub.

Wichtig sei es nun, und hier waren sich alle Unternehmen einig, von den Regierungen verlässliche Rahmenbedingungen und Zeithorizonte zu erhalten, damit die Planungen für das Geschäft wieder aufgenommen werden können. Dies gelte besonders für den Tourismussektor, der klare und verlässliche Information darüber benötige, wann und unter welchen Umständen Touristen wieder in das Land einreisen können. Der Tourismussektor in Georgien, auch das zeigte sich, ist dafür gut vorbereitet.

Die meisten Teilnehmer der Video-Konferenz waren zuversichtlich, bereits im Herbst dieses Jahres wieder reale Treffen in Georgien organisieren zu können. Die Strukturen im Land seien für den Neustart der Wirtschaft nach der Coronakrise gut gerüstet. Ein positiver Effekt sei, so Botschafter Knirsch abschließend, dass die oftmals starke Polarisierung in der georgischen Innenpolitik in den vergangenen Wochen einem stärkeren Gemeinsinn gewichen sei. Dies sei eine besonders interessante Entwicklung vor dem Hintergrund der für Oktober 2020 angesetzten Parlamentswahlen im Land.

Ansprechpartner

Stefan Kägebein
Regionaldirektor Osteuropa
Tel.: 030 206167-113
S.Kaegebein@bdi.eu

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