
Vom 2. bis 3. Oktober organisierte die Deutsch-Kosovarische Wirtschaftsvereinigung (KDWV) das 2. Deutsch-Kosovarische Wirtschaftsforum in der kosovarischen Hauptstadt Prishtina. Ziel des Wirtschaftsforums, das der Ost-Ausschuss als zentraler Partner unterstützte, ist die Förderung von Innovationen und Kooperationen zwischen deutschen und kosovarischen Unternehmen. Mehr als 500 Teilnehmende nutzten das breite Angebot. Die Veranstaltung umfasste drei parallele Programme mit den Schwerpunkten Technologie-, Energie- und Industrielösungen sowie Podiumsdiskussionen, interaktive „Master Classes“, Unternehmensbesuche und Networking-Möglichkeiten mit mehr als 25 Referentinnen und Referenten.
Eröffnet wurde das Forum vom Sondergesandten der Bundesregierung für den Westlichen Balkan Manuel Sarrazin und dem Vizepremierminister Kosovos Besnik Bislimi. Während Sarrazin seinen Schwerpunkt auf die Bedeutung der regionalen Kooperation für die wirtschaftliche Entwicklung des Kosovos legte, zog Bislimi eine Bilanz der Regierung im Hinblick auf die wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Dabei verwies er insbesondere auf die Steigerung der Steuereinnahmen, die nicht durch neue Steuern, sondern durch die konsequente Umsetzung der bestehenden Steuergesetze erreicht worden sei. Dies gelte sowohl für die Körperschaftsteuer als auch für die Einkommensteuer. Die positive Dynamik bei den Investitionen spiegelt die Zahl der geschaffenen Arbeitsplätze, die in den letzten vier Jahren um 70.000 auf heute 425.000 gestiegen ist.
Der deutsche Botschafter Jörn Rohde begrüßte die Teilnehmenden zu dieser Woche der Deutschen Wirtschaft in Prishtina. Bereits am 1. Oktober hatte er die Suppliers Balkan Expo eröffnet, eine Veranstaltung der AHK Nordmazedonien gemeinsam mit der KDWV und der Deutschen Industrie- und Handelsvereinigung in Albanien (DIHA), die sich insbesondere auf die regionale Zusammenarbeit und die Entwicklung von Wertschöpfungs- und Lieferketten konzentrierte. Rohde unterstrich die Bedeutung der regionalen Kooperation gerade für die Förderung der bilateralen Wirtschaftszusammenarbeit. Diese gewinne insbesondere vor dem Hintergrund der bestehenden geopolitischen Verwerfungen weiter an Relevanz. Wichtig sei es, Barrieren ab-, statt neue aufzubauen.
Deutsche Unternehmen spielen auf dem kosovarischen Markt eine zentrale Rolle und tragen maßgeblich zur wirtschaftlichen Entwicklung bei. Deutschland ist der wichtigste Handelspartner Kosovos und zugleich mit einem Anteil von einem Viertel führend bei den ausländischen Direktinvestitionen, die 2023 noch einmal kräftig angezogen und ein Volumen von mehr als 800 Millionen Euro erreicht haben. Die Investitionen entfallen dabei auf ganz unterschiedliche Branchen, darunter Automobilindustrie, technische Textilien, IT und Metallverarbeitung. Darunter sind Investitionen von deutschen Unternehmen wie Munda, das textile Lichtsysteme für die Automobilindustrie in Kosovo produziert und in Folge des ersten Deutsch-Kosovarischen Wirtschaftsforums die Investitionsentscheidung für Kosovo getroffen hat.
Die veränderten geopolitischen Entwicklungen und ihre Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung in der Region sowie auf die bilateralen Beziehungen waren Gegenstand zweier weiterer Podiumsdiskussionen, die unter anderem von der Ost-Ausschuss-Regionaldirektorin für Südosteuropa Anja Quiring moderiert wurden. Dabei wurde deutlich, dass die Bedrohungen, Risiken und Unwägbarkeiten zunehmen. Umso wichtiger sei es, die regionale Zusammenarbeit auszubauen und den Weg der europäischen Integration konsequent weiterzugehen.
Es folgten drei parallele Programme mit den Schwerpunkten Technologie-, Energie- und Industrielösungen, die jeweils mit Impulsen eröffnet wurden. darunter von der kosovarischen Ministerin für Wirtschaft und Energie Artane Rizvanolli. Anschließend wurden im Interview mit Anbietern deren Projekte vorgestellt, beispielsweise im Bereich der Industrielösungen, moderiert von Antje Müller, Programmdirektorin des Stipendienprogramms der Deutschen Wirtschaft.
In allen Programmteilen wurde darüber diskutiert, welche marktrelevanten Anpassungen notwendig seien, um den bestehenden Fachkräftemangel zu heben. Dabei wurde die Rolle des Stipendienprogramms hervorgehoben. Kosovo ist seit 2009 Partnerland des Programms, das bisher mehr als 100 Nachwuchskräften eine Ausbildung im Rahmen von Praktika in Deutschland ermöglicht hat. Viele Alumni arbeiten heute für deutsche Unternehmen im Kosovo wie Munda oder Horn & Co. Analytics GmbH.
Unternehmensfrühstücke zu den Themen Fachkräftesicherung, Handelsrecht, Steuern und Zoll läuteten den zweiten Konferenztag ein, an dem Besichtigungen des Innovations- und Technologieparks Prizren (ITP) oder Treffen mit Unternehmen aus den Bereichen IT-Services und Metallverarbeitung auf der Agenda standen. Der Empfang zum Tag der Deutschen Einheit auf Einladung des deutschen Botschafters in Pristina, der eine weitere wertvolle Gelegenheit zum Austausch mit Wirtschaft und Politik bot, rundete zwei ereignisreiche Tage ab.
Anja Quiring
Regionaldirektorin Südosteuropa
Anja Quiring
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