Direkt zum Inhalt

Südosteuropa bereitet sich auf Neustart vor

Foto: Pixabay
07.05.2020
Nearshoring und die Umsetzung des Green Deal bergen Wachstumspotenziale für alle Länder

Am 7. Mai 2020 lud der OAOEV zu einer weiteren Video-Konferenz des Arbeitskreises  Südosteuropa ein. Vertreter des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, des Auswärtigen Amtes und rund 40 Vertreter von Mitgliedsunternehmen nahmen daran teil. Unter Leitung des Geschäftsführers Michael Harms informierten sie sich über die aktuellen Entwicklungen in den elf Ländern der Region.

Im Mittelpunkt stand der Austausch zur aktuellen wirtschaftlichen Situation der Länder und den Maßnahmen der Regierungen mit Blick auf die Pandemie-Bekämpfung und die Unterstützung der Unternehmen vor Ort. Zentrales Thema ist aus Unternehmenssicht die Frage, wie sich die Corona-Krise auf die Neuordnung der Zuliefererketten, wie sie bereits seit einigen Jahren zu beobachten ist, auswirken wird. Nearshoring und die Umsetzung des Green Deal bergen Wachstumspotenziale für alle Länder der Region.

Doppelschock für Kroatien

Im ersten Teil der Sitzung lag der Schwerpunkt auf den Ländern Rumänien, Bulgarien, Kroatien, Slowenien sowie Moldau. Helge Tolksdorf, Leiter des Referates Südosteuropa, EU-Erweiterung und Türkei im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gab den Teilnehmern einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen und Stützungsmaßnahmen für die Wirtschaft. So habe die EU eine Reihe von Förderprogrammen aufgelegt, wie etwa die Corona Response Investment Initiative. Die Sitzung bot die Möglichkeit, die neue Geschäftsführerin der Deutsch-Kroatischen Industrie- und Handelskammer Stefanie Ziska kennenzulernen, die seit dem 1. April 2020 das Team in Zagreb führt und zugleich auch Delegierte der deutschen Wirtschaft in Bosnien und Herzegowina ist. Kroatien, so merkte Frau Ziska an, leide neben den Auswirkungen der Corona-Pandemie insbesondere an den Folgen des Erdbebens, das das Land Ende März 2020 getroffen hatte. Schätzungen gehen davon aus, dass die Schadenssumme bei ca. 5,5 Milliarden Euro liegt. So werde der Staatshaushalt des Landes durch dieses Aufeinandertreffen von zwei Krisen doppelt belastet. Der wirtschaftliche Ausblick sei auch für Kroatien spekulativ und hänge insbesondere davon ab, wie sich die Tourismussaison noch entwickeln kann. In guten Jahren entfielen auf diesen Sektor allein 20 Prozent des kroatischen Bruttoinlandsproduktes.

Auch der Geschäftsführer der Deutsch-Rumänischen Industrie- und Handelskammer Sebastian Metz stand als Gesprächspartner zur Verfügung und kommentierte aus Bukarest den Stand der Pandemiebekämpfung sowie Maßnahmen zur Stützung der Wirtschaft. Anders als in Kroatien spiele der Tourismussektor keine so starke Rolle, allerdings sei man in Rumänien stark von der industriellen Produktion in Deutschland, aber auch Frankreich und Italien abhängig.

Unternehmensberichte von BASF und dem Windparkentwickler wpd rundeten die Berichte ab. In beiden Beiträgen wurde die Vielfalt der Folgen für einzelne Branchen sehr deutlich. Beide Vertreter ergänzten die Diskussion zu möglichen Wachstumsfeldern um das Thema Green Deal, der auch Potenziale für die Region berge.


Länder des Westlichen Balkans erhalten Unterstützung der EU

Der zweite Sitzungsteil widmete sich den Ländern des Westlichen Balkans. Auch dort konnten wir wieder auf die schon traditionellen Impulse seitens des Auswärtigen Amtes und des Bundeswirtschaftsministeriums zurückgreifen.

Am 6. Mai 2020 hatten sich die Staats- und Regierungschefs der EU und der Länder des Westlichen Balkans in einer Videokonferenz zum EU-Westbalkangipfel, Corona-bedingt, per Videoschalte getroffen. Bei dem Treffen bekräftigten die Staats- und Regierungschefs der EU ihren Amtskollegen der Länder des westlichen Balkans gegenüber abermals ihre Unterstützung und unterstrichen die europäische Perspektive für die Länder. Angekündigt wurde ein Wirtschafts- und Investitionsplan für die Länder des Westlichen Balkans, der noch in diesem Jahr vorgelegt werden soll. Im Vorfeld des Gipfels hatte die Europäische Kommission der Region ein 3,3 Milliarden schweres Hilfspaket zur Eindämmung und wirtschaftlichen Stabilisierung in der Corona-Krise vorgelegt. Dies umfasst im Wesentlichen Darlehen, aber auch ein Hilfspaket der Europäischen Investitionsbank in Höhe von 1,7 Milliarden Euro sowie weitere 750 Millionen Euro Makrofinanzhilfen.

Die Geschäftsführer der Auslandshandelskammern in Belgrad und Skopje und die Geschäftsführerin der Kosovarisch-Deutschen Wirtschaftsvereinigung in Pristina berichteten über die anstehenden Maßnahmen zur Lockerung der Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen und Implikationen für die Belebung der Wirtschaft in ihren Ländern.

Auch in dieser Region sieht man großes Potenzial, sich als Märkte zu empfehlen, sollten Unternehmen neue Partner für Zulieferungen suchen. Man werde dazu an der Einkaufsinitiative festhalten, die im Rahmen des Berlin-Prozesses etabliert wurde und in diesem Jahr Anfang September stattfinden soll.

Ansprechpartner

Anja Quiring
Regionaldirektorin Südosteuropa
Tel.: 030 206167-130
A.Quiring@bdi.eu

Diese Seite teilen: