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„Europa solidarisch denken“

OAOEV-Vorsitzender Oliver Hermes; Foto: Wilo/Klaus Hübscher
12.05.2020
Europa braucht eine neue Industriestrategie zur Überwindung der Corona-Krise/ Gastbeitrag von Oliver Hermes in der SZ

In einem als private Meinungsäußerung veröffentlichten Essay, das am 10. Mai 2020 in gekürzter Fassung in der Süddeutschen Zeitung erschienen ist, spricht sich Oliver Hermes (Vorstandsvorsitzender & CEO Wilo Gruppe und Vorsitzender des OAOEV) für eine neue europäische Industriestrategie zur Überwindung der Corona-Krise aus. Die Wirtschaftskraft der nördlichen EU-Länder sei nicht ohne einen prosperierenden Süden und Osten Europas denkbar. Die gemeinsame Zukunft der Staaten müsse daher auch gemeinsam finanziert werden. Die Begriffe „Eurobonds“ oder gar „Corona-Bonds“ seien dafür aber falsche Begriffe.

„Europas Stunde kann noch schlagen, in der Vergangenheit und in Vor-Corona-Krisen-Zeiten Versäumtes könnte jetzt beschleunigt nachgeholt werde“, schreibt Hermes in seinem SZ-Beitrag. Es gehe darum, ein souveränes und solidarisches Europa zu bauen, das in Sicherheitsfragen mehr als ein Juniorpartner der USA, und in Wirtschaftsfragen mehr als ein Juniorpartner Chinas sei. „Zentral dafür ist eine europäische Industriestrategie, die diesen Namen verdient“, so Hermes weiter.

Über das Offensichtliche hinausdenken

Die Regierungschefs der EU-Staaten hätten in ihren bisherigen Videokonferenzen zur Bewältigung der Corona-Krise zunächst das „Notwendige“ entschieden, um die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen der Krise kurzfristig zu bewältigen. Es sei aber jetzt der richtige Zeitpunkt, um über das Offensichtliche hinaus zu denken und den Kontinent in ein neues Zeitalter hineinzuführen. „Ein reiner Wiederaufbaufonds, der sich auf die Stützung der Volkswirtschaften im gegenwärtigen Zustand beschränkt, wäre dafür zu kurz gegriffen. Benötigt wird ein „European-Go-Ahead-Fund“, ein Fonds für das europäische Vorangehen“, schreibt Hermes.

Über das Offensichtliche hinaus sei es jetzt nötig, Europas Nachholbedarf bei Forschung, Entwicklung und Bildung zu kompensieren und zudem gezielt die digitale Transformation und den Klimawandel als absolute Zukunftsprioritäten in den Blick zu nehmen. Im Rahmen der digitalen Transformation solle sich die europäische Industrie nicht nur auf die Schaffung smarter Produkte, Systeme und Lösungen sowie den Bau digitaler Produktionsstätten konzentrieren. Es gehe darum, mit hoher Beschleunigung die Digitalisierung der Vertriebs- und Marketingprozesse inklusive der Distributionsprozesse zukunftsorientiert zu betreiben. Ein europäischer Zukunftsfonds müsse zudem zum Ziel haben, die Komponenten „Klimaschutz“ und „digitale Transformation“ zu vereinen und aufeinander abzustimmen.

 Die Bewältigung der Folgen der Corona-Pandemie gekoppelt mit einer notwendigen Zukunftsorientierung Europas stelle eine Herkulesaufgabe für die EU-Mitgliedsstaaten dar. Auch hier müsse über das Offensichtliche hinausgedacht werden: „Die Ausgabe von Eurobonds darf daher kein Tabuthema mehr darstellen“, so Hermes weiter. Es sei aber wichtig, strategische Vereinbarungen als Konditionalitäten für die Ausgabe von Bonds zu setzen. Diese müssten garantieren, „dass hier nicht die Vergangenheit, sondern die Zukunft unseres Kontinents finanziert wird.“ Dann könne auch ein potenziell risikoinduzierter Zinsanstieg im Zaum gehalten werden. Die Begriffe „Eurobonds“ oder gar „Corona-Bonds“ seien falsch gewählt und wiesen in die Vergangenheit. „Wir brauchen jetzt „European-Go-Ahead-Bonds“ zur Finanzierung klar fokussierter Zukunftsthemen.“

Den in der Süddeutschen Zeitung veröffentlichten Gastbeitrag finden Sie hier:

https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/gastbeitrag-europa-solidarisch-denken-1.4902753

Zudem dokumentieren wir im Anhang als Download das vollständige, neunseitige Essay, in dem sich Oliver Hermes unter anderem auch für eine engere Zusammenarbeit der EU mit der Eurasischen Wirtschaftsunion ausspricht.

Ansprechpartner

Andreas Metz
Leiter Presse und Kommunikation
Tel.: 030 206167-120
A.Metz@bdi.eu

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