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Fachkräftemangel auf dem Scheitelpunkt der Pandemiewellen

25.11.2021
Unternehmenskoordination vor Ort als möglicher Lösungsansatz

Am 25. November trafen sich die Mitglieder des Arbeitskreises Fachkräftesicherung des Ost-Ausschusses zu einer virtuellen Sitzung zum Jahresabschluss. Das Online-Format fand in Kooperation mit der Arbeitsgruppe „HR und Marketing“ der Repräsentanz der Deutschen Wirtschaft in Belarus (AHK Belarus) statt. Im Vordergrund standen die Fachkräftesicherung in den Ländern des Westlichen Balkans, zur Anpassung des Personalschulungssystems an die Trends in der Automobilwirtschaft mit Unterstützung der AHK Belarus sowie die (post-) pandemischen Arbeitsmarktbedingungen in der ganzen Region.

Traditionell eröffneten Michael Harms, Geschäftsführer des Ost-Ausschusses, und Enrico Rühle, Arbeitskreissprecher Fachkräftesicherung, die Runde. Die Herausforderung des Fachkräftemangels spielen in den Formaten des OA eine große Rolle, unter anderem auf der Delegationsreise in die ungarische Hauptstadt Budapest, die Mitte November veranstaltet wurde. Durch bessere Koordinierung der deutschen Wirtschaft vor Ort ließen sich Fachkräfteengpässe etwa bei Auszubildenden vorbeugen, so Rühle. Wladimir Augustinski, Leiter der AHK Belarus, erläuterte die Zusammenarbeit in zukunftsweisenden Bereichen wie der Fachkräfteförderung und -sicherung sowie die Aktivitäten und Best Practices deutscher Unternehmen in Belarus. 

Nachwuchsförderung in den Ländern des Westlichen Balkans

Einblick in ein sehr wichtiges und nachhaltiges OA-Projekt und die Fachkräftesicherung in den Ländern des Westlichen Balkans im Rahmen des Stipendienprogramms der Deutschen Wirtschaft für die Länder des Westlichen Balkans gab Programmdirektorin Antje Müller. Das Stipendienprogramm wurde 2003 in einer gemeinsamen Initiative des Ost-Ausschusses und des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) nach dem Attentat auf den ersten demokratisch gewählten Premierminister Serbiens, Zoran Djindjic, initiiert. Im Rahmen des Programms haben bis zu 75 junge Nachwuchskräfte aus den sieben Partnerländern Albanien, Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Kroatien, Montenegro, Nordmazedonien und Serbien die Möglichkeit, drei bis sechsmonatige Praktika in führenden deutschen Unternehmen in Deutschland zu absolvieren. 

Das Stipendienprogramm, dessen 19. Jahrgang bereits in den Startlöchern steht, sei nicht nur ein großer Gewinn für die Unternehmen in den Ländern des Westlichen Balkans, es trage auch zur nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung und Versöhnung bei, so die Rückmeldung deutscher Unternehmen. Das Projektteam und das große Alumni-Netzwerk, das über 850 hochqualifizierte Fachkräfte umfasst, entwickelt stets neue Instrumente, unter anderem zur kontinuierlichen Aus- und Weiterbildung entsprechend den Ansprüchen der lokalen Arbeitsmärkte oder zum Mentoring für die wachsende Community.

Die Pandemie als Innovationstreiber

Die (post-) pandemische Arbeitsmarktentwicklungen in Osteuropa standen im Mittelpunkt des zweiten Inputvortrags. Christian Tegethoff, Managing Director von CT Executive Search, berichtete über die aktuellen Trends mit Fokus auf Russland, Mittelosteuropa und Rumänien. Die massiven pandemiebedingten Umwälzungen auf dem Arbeitsmarkt hätten die niedrige Arbeitslosigkeitsquote kaum beeinflusst, stellt Tegethoff fest. Die Pandemie erweise sich als Digitalisierungstreiber, darüber hinaus arbeiteten Unternehmen zunehmend dynamisch-kooperativ statt hierarchisch-traditionell. Die Gründe für den Fachkräftemangel in der Region seien einerseits strukturell, weil es zu wenige Absolventen in bestimmten Branchen und die Abwanderung gebe, aber andererseits verbunden mit der hohen Nachfrage neuer Branchen und Unternehmen in der Pandemie, z.B. im Bereich E-Commerce.

Im letzten Input aus der Region schilderte Vladimir Voiteshonok die Möglichkeiten zur Anpassung des Personalschulungssystems an die Trends in der Automobilwirtschaft am Beispiel des Trainingszentrums Volkswagen in Belarus. Das Trainingszentrum trägt maßgeblich zur Entwicklung von Standards und technischen Reglements in Zusammenarbeit unter anderem mit dem Arbeitsministerium und dem Republikanischen Institut für Berufsbildung bei. Die Pandemie erwies sich auch hier als Innovationstreiber. Neue Verfahren und Prozesse wurden im Bereich Qualifizierung eingeführt, so der Leiter des Trainingszentrums. Im Rahmen der Weiterentwicklung der Trainingsinfrastruktur erfolgte ein Übergang von einem festen Satz von Trainingsmodulen zu einem individuellen Trainingssatz durch TNA-Verfahren (Trainings Needs Analysis), was zur Effizienzsteigerung, Optimierung der Kontakte zwischen Trainern und Auszubildenden sowie zur Kostensenkung führte. Dazu trug auch die Implementierung neuer digitaler Tools bei, etwa eines neuen Learn Management System (LMS).

Petya Hristova
Leiterin des AK Fachkräftesicherung

Ansprechpartner

Petya Hristova
Leiterin Kontaktstelle Hamburg
Fachkräftesicherung
Gesundheitswirtschaft
Tel.: 030 206167-155
P.Hristova@oa-ev.de

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