Lettland bereit sich auf ein epochales Datum in seiner Geschichte vor: Am 1. Mai 2024 jährt sich der EU-Beitritt des Landes zum 20. Mal. In Riga, der lettischen Hauptstadt und größten Stadt des Baltikums, werden schon die dunkelblauen mit gelben Sternen versehenen Banner an den Gebäuden angebracht. Politisch bedeutete der EU-Beitritt für das Land nichts weniger als die Rückkehr nach Europa. Im Vorfeld der Feierlichkeiten reiste vom 15. bis 16. April eine 15-köpfige Wirtschaftsdelegation des Ost-Ausschusses und der AHK Baltikum nach Riga, um neue Geschäftspotenziale zu entwickeln.
Der lettische EU-Beitritt vor 20 Jahren war auch für die Wirtschaftsbeziehungen mit Deutschland ein Meilenstein. Der bilaterale Handel hat sich seitdem auf 3,6 Milliarden Euro verdreifacht. Schwerpunkte der Ost-Ausschuss-Reise, die vom stellvertretenden Ost-Ausschuss Vorsitzenden Philipp Haußmann geleitet wurde, waren Projektchancen in den Bereichen (Wind-)Energie und Infrastruktur.
Lettland profitiert von seiner zentralen Lage im Herzen des Baltikums: Neben wichtigen Häfen und dem zentralen Flughafen Riga (Sitz von Air Baltic), ist auch die Zentrale von Rail Baltica in Riga angesiedelt. Das logistische Großprojekt einer neuen, 870-Kilometer langen Schnellbahnverbindung von Warschau bis Helsinki hat gesamteuropäische Bedeutung und wird von Riga aus koordiniert. Rund sechs Milliarden Euro werden mit starker EU-Unterstützung investiert, um das noch aus sowjetischer Zeit stammende Schienennetz auf europäische Spurweite umzustellen und so das Baltikum effektiv ins EU-Schienennetz zu integrieren. Dafür werden zahlreiche neue Brücken und Bahnhöfe benötigt.
Neben seiner Drehscheiben-Funktion im Baltikum verfügt Lettland mit seiner langen Küstenlinie auch über vorteilhafte Bedingungen für den Ausbau der Windenergie. Die EU-Kommission schätzt das Potential für Off-Shore-Wind in Lettland auf rund 14,5 Gigawatt – dies entspricht der aktuell vor den deutschen Küsten installierten Leistung. Überschüssiger Strom könnte in Form von grünem Wasserstoff an Deutschland verkauft werden und so zum Exportschlager Lettlands avancieren. Die Chancen stehen dafür gut. Entsprechend aufmerksam hat die lettische Regierung die Wirtschaftsdelegation aus Deutschland, die der Ost-Ausschuss gemeinsam mit der Deutsch-Baltischen Auslandshandelskammer in Riga zusammengestellt hatte, wahrgenommen.
In Gesprächen mit dem lettischen Energieminister Kaspars Melnis, Transportminister Kaspars Briškens und Wirtschaftsminister Viktors Valainis erörterten die Teilnehmer die Potentiale für die weitere Zusammenarbeit im Bereich Energie und Logistik. Zudem gab es ein Treffen mit der stellvertretenden Gouverneurin der Nationalbank Santa Purgaile, die aktuell mit einer positiven Weiterentwicklung der lettischen Wirtschaft rechnet.
Christian Heldt, deutscher Botschafter in Lettland, begleitete die Delegation zu den politischen Terminen und informierte zusammen mit dem Leiter der AHK Baltikum Florian Schröder die Teilnehmer zum Auftakt der Reise über die aktuelle wirtschaftspolitische und wirtschaftliche Lage in Lettland. Zum Empfang in der Residenz des Botschafters zu Ehren der Delegation kamen zahlreiche, hochrangige Gäste aus Wirtschaft und Politik und nutzten die Gelegenheit zum ausgiebigen Networking.
Adrian Stadnicki
Regionaldirektor für Mittelosteuropa im Ost-Ausschuss
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