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Mittel- und Osteuropa gewinnt wirtschaftlich weiter an Bedeutung

Foto: Warschau / Unsplash
05.02.2025
Umfrage von KPMG und Ost-Ausschuss/ 22% der befragten deutschen Unternehmen erwägen Produktionsverlagerungen in die Region

Deutsche Unternehmen, die in Mittel- und Osteuropa tätig sind, rechnen mit einer zunehmenden Bedeutung der Region als Markt und Investitionsstandort. Mehr als jedes zweite befragte Unternehmen (55 %) erwartet bis 2030 eine wachsende wirtschaftliche Relevanz der zwanzig Länder. Mehr als die Hälfte der Befragten plant bis 2030 Investitionen in der Region. Polen, die größte Volkswirtschaft Mittel- und Osteuropas, ist das bevorzugte Investitionsziel der befragten deutschen Unternehmen mit Investitionsabsichten. Die Ukraine steht nach Polen und Rumänien auf Platz drei der Zielländer der investitionswilligen Unternehmen, gefolgt von Ungarn und Tschechien. 

Knapp die Hälfte der befragten Unternehmen (45 %) bewerten ihre aktuelle Geschäftslage in der Region positiv: 36 % stufen ihre Lage als „gut“ ein; 9 % sogar als „sehr gut“. 38 % zeigen sich zufrieden, nur 16 % bewerten ihre Geschäftslage eher negativ. In einem Fünfjahreshorizont sind die Unternehmen noch optimistischer: Vier von fünf (80 %) erwarten eine noch bessere Geschäftslage. 

Das sind zentrale Ergebnisse des „German CEE-Business Outlook 2025“. Die Umfrage der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (KPMG) und des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft e.V. wurde zwischen dem 20. November und dem 31. Dezember 2024 durchgeführt. Sie analysiert die Geschäftserwartungen deutscher Unternehmen in Mittel- und Osteuropa. 133 Unternehmen mit Osteuropa-Geschäft haben sich daran beteiligt.

„Die Ergebnisse der Umfrage bestätigen die vielen positiven Rückmeldungen, die wir von unseren Mitgliedsunternehmen bekommen,“ sagt Ost-Ausschuss-Geschäftsführer Michael Harms. „Die Region Mittel- und Osteuropa ist ein Chancenraum, in dem die guten Geschäftsmöglichkeiten die hier und da noch bestehenden Herausforderungen bei weitem überwiegen. Wir wünschen uns daher endlich Fortschritte bei der Vertiefung des Binnenmarkts und der weiteren EU-Integration im östlichen und südöstlichen Europa, um diesen Raum noch leichter zugänglich zu machen. Besonders bemerkenswert ist, dass die Ukraine an dritter Stelle unter den Zielländern für Investitionen liegt. Das zeigt das große wirtschaftliche Potenzial des Landes.“

Mehr als die Hälfte der Unternehmen plant bis 2030 Investitionen in der Region

Die Investitionsdynamik in Mittel- und Osteuropa bleibt stark. Binnen der nächsten zwölf Monate planen 42 % der befragten deutschen Unternehmen dort Investitionen, 17 % mit einem Volumen von über 5 Millionen Euro. Langfristig nimmt die Investitionsneigung weiter zu: Bis 2030 beabsichtigen 56 % der Unternehmen entsprechende Investments.

Für das Gros der deutschen Unternehmen mit Investitionsabsichten steht der Ausbau oder die Errichtung von Produktionskapazitäten im Mittelpunkt. Für das laufende Geschäftsjahr sagen dies 30 %. Bis 2030 steigt der Anteil auf 33 %. Auch der Dienstleistungsbereich bleibt ein wichtiges Investitionsziel für 28 % der Unternehmen. In Sachen Export und Vertrieb punktet die Region ebenfalls: 18 % der Unternehmen planen entsprechende Investitionen in diesen Bereichen.

„Deutschen Unternehmen bieten sich in Mittel- und Osteuropa attraktive Chancen, ihre Sourcing-Strategien effizient zu gestalten und ihre Wettbewerbsfähigkeit aufrechtzuerhalten. Wir gehen davon aus, dass dieser Trend weiter an Fahrt gewinnt – insbesondere angesichts der wachsenden Bedeutung von Nearshoring und widerstandsfähigeren Lieferketten in unsicheren geopolitischen Zeiten,“ so Andreas Glunz (KPMG), Bereichsvorstand International Business bei KPMG in Deutschland.

Verlagerungen von Produktion aus Deutschland nach Mittel- und Osteuropa für 2025 auf dem Prüfstand

Mehr als jedes fünfte befragte Unternehmen (22 %) zieht dabei eine Verlagerung von Produktionsaktivitäten aus Deutschland nach Mittel- und Osteuropa in Betracht. Innerhalb der nächsten zwölf Monate erwägen 19 % entsprechende Schritte. Aber erst bei 3 % ist die Entscheidung bereits gefallen. „Die bekannten Standortschwächen Deutschlands veranlassen Unternehmen hierzulande ihre Produktion ins Ausland zu verlagern. Mittel- und Osteuropa ist dabei ein präferierter Standort. Dort ist die deutsche Wirtschaft bereits massiv investiert, kennt sich aus und bleibt zugleich dem Heimatland nah“, erläutert Andreas Glunz (KPMG).

Polen, Rumänien und Ukraine sind Top-Investitionsstandorte

Polen, Rumänien und die Ukraine sind kurz- und mittelfristig die drei wichtigsten Zielländer für deutsche Investoren. Polen, die größte Volkswirtschaft Mittel- und Osteuropas, ist das bevorzugte Ziel der befragten deutschen Unternehmen mit Investitionsabsichten. Fast jedes Zweite von ihnen (48 %) hat im östlichen Nachbarland bereits investiert. 

45 % planen dort in den kommenden zwölf Monaten weitere Investitionen; 51 % auch innerhalb der kommenden fünf Jahre. Die wichtigsten Gründe für Investitionen in Polen sind die Nähe zu Deutschland (25 %) und die unkomplizierten Geschäftsmöglichkeiten (18 %). Kurzfristig planen 45 % der Befragten Investitionen in Rumänien; binnen der nächsten fünf Jahre sind es 43%. 

„Die deutsch-polnischen Wirtschaftsbeziehungen sind eine beispiellose Erfolgsgeschichte“, sagt Michael Harms. „Polen ist inzwischen unser viertwichtigster Absatzmarkt vor China und das zehntwichtigste Investitionsziel für deutsche Unternehmen weltweit. Unser östlicher Nachbar lockt weiter mit guten Geschäftsbedingungen und einem starken Binnenmarkt.“

Die Ukraine folgt an dritter Stelle : 35 % der befragten Unternehmen planen dort in diesem Jahr Investitionen, bis 2030 sind es sogar 41 %. Aktuell ist hier bereits jedes fünfte der befragten Unternehmen (21 %) investiert. 18 % wollen im Falle eines Friedensabkommens in der Ukraine investieren. 

„Trotz des andauernden Krieges investieren immer mehr internationale und deutsche Unternehmen in der Ukraine. Das Land hat das Potenzial, für die Europäische Union zu einer neuen Energiedrehscheibe zu werden, ein alternativer Produktionsstandort zu sein und in den Bereichen IT und Outsourcing für europäische Unternehmen eine bedeutende Rolle zu spielen“, so Nicolai Kiskalt, Leiter des Zentral- und Osteuropa-Desks von KPMG Deutschland. Die Tschechische Republik verzeichnet mit einem Plus von acht Prozentpunkten das stärkste Wachstum im Investitionsinteresse (Anstieg von 23 % im Jahr 2025 auf 31 % bis 2030).

Lokale Nachfrage, Fachkräfte und niedrige Arbeitskosten als Standortvorteile

Die hohe Binnennachfrage ist für 40 % der Unternehmen der wichtigste Standortvorteil in Mittel- und Osteuropa. 37 % der von KPMG und Ost-Ausschuss Befragten schätzt die Verfügbarkeit qualifizierter Fachkräfte. Ein weiteres Drittel (33 %) sieht die niedrigen Arbeitskosten als entscheidenden Grund, in der Region aktiv zu sein.

Sicherheitsfragen, Korruption und Bürokratie als größte Herausforderungen

Den Krieg in der Ukraine und die Bedrohung durch Russland nehmen die befragten deutschen Unternehmen als Risiko in der Region wahr. Zwei Drittel der Befragten (67 %) sehen politische Risiken und fehlende Sicherheit in einzelnen Ländern als größte Standortnachteile der Region. Mit deutlichem Abstand folgen Probleme durch Korruption in einigen Ländern in Mittel- und Osteuropas (38 %) und die Bürokratie (31 %).

Über den “German CEE-Business Outlook 2025”

Die KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und der Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft e.V haben für den „German CEE-Business Business Outlook 2025“ Tochtergesellschaften deutscher Konzerne sowie deutsche Unternehmen mit Geschäftstätigkeiten in Ost- und Mitteleuropa befragt. Insgesamt 133 Unternehmen nahmen daran teil. Der Durchführungszeitraum lag zwischen dem 20. November und dem 31. Dezember 2024. Die Fragen konzentrierten sich auf die wirtschaftlichen Perspektiven der deutschen Unternehmen in der Region sowie auf deren Herausforderungen und Geschäftschancen.

Über die Ergebnisse der Umfrage, aktuelle Entwicklungen in Mittel- und Osteuropa und die Erwartungen an die künftige Bundesregierung informiert der Ost-Ausschuss auch auf seiner Jahresauftakt-Pressekonferenz am 11. Februar 2025 um 11.30 Uhr in Berlin (Präsenz/Online) Bei Interesse wenden Sie sich bitte an 
Monique Stender, +49 30 206167-134, m.stender@oa-ev.de
 

Kontakt

Christian Himmighoffen
Leiter Presse und Kommunikation
T. +49 30 206167-122
C.Himmighoffen@oa-ev.de

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