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Regionale Kooperation hebt das Potenzial

Panel mit Dr. Thomas Narbeshuber, Vice President  Central & South East Europe BASF Hungária Kft
25.10.2022
Auf einem Wirtschaftsforum zum Westlichen Balkan diskutierten Regierungsvertreter und Unternehmer über Grüne Agenda und regionale Kooperation

Die Perspektiven eines gemeinsamen regionalen Marktes, die Grüne Agenda und die Rolle der privaten Wirtschaft standen im Mittelpunkt des Wirtschaftsforums zu den Ländern des Westlichen Balkans, das am 25. Oktober 2022 in Berlin stattfand. Dabei wurde deutlich, dass jedes der sechs Länder Albanien, Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Nordmazedonien, Montenegro und Serbien vor je eigenen Herausforderungen steht, zugleich aber mehr regionale Kooperation nötig ist, um diese zu bewältigen. Der Krieg in der Ukraine und die damit verbundene Energiekrise stellen auch diese Region vor neue Herausforderungen, gleichzeitig bietet die Neuordnung internationaler Lieferketten Chancen, sich als Investitionsstandort zu positionieren. Veranstalter des Forums, das im Rahmen des Berlin-Prozesses stattfand, waren der Ost-Ausschuss und die AHKs in Serbien, Nordmazedonien sowie Bosnien und Herzegowina in Partnerschaft mit dem DIHK sowie dem Regional Cooperation Council (RCC) und dem Western Balkans 6 Chamber Investment Forum (WB6 CIF).

Regionale Zusammenarbeit als Schlüssel zum Wohlstand

Eröffnet wurde das Wirtschaftsforum von DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier und Thomas Narbeshuber, dem Sprecher des Länderarbeitskreises Südosteuropa im Ost-Ausschuss. „Regionale Zusammenarbeit und Integration sowie der EU-Beitritt sind der Schlüssel zum wirtschaftlichen Wohlstand der Volkswirtschaften der westlichen Balkanstaaten“, sagte Narbeshuber und setzte damit den Ton für die Veranstaltung. „Wir sind der festen Überzeugung, dass ein ständiger konstruktiver Dialog mit den Regierungen in der Region, aber auch mit allen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Akteuren notwendig ist, um die aktuellen Herausforderungen in der Region zu bewältigen.“ 

Als wichtigste Themen der Konferenz nannte er die Grüne Agenda, auf die sich die sechs Westbalkan-Staaten im November 2020 in Anlehnung an den Green Deal der EU geeinigt hatten, die digitale Transformation und die Themen Bildung und Ausbildung, um den „Brain drain“ auf dem Westlichen Balkan zu stoppen. Als praktisches Beispiel führte er das Zoran Djindjic Stipendienprogramm der Deutschen Wirtschaft für die Länder des Westlichen Balkans an, das der Ost-Ausschuss vor gut 20 Jahren in Kooperation mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung initiiert hat und das bisher über 940 Stipendiatinnen und Stipendiaten aus der Region Praktika in deutschen Unternehmen ermöglicht hat, um sie für die lokalen Arbeitsmärkte auszubilden. „Voraussetzung für eine prosperierende Zukunft und wirtschaftliche Aktivitäten der Unternehmen in der Region sind gute und verlässliche Rahmenbedingungen, Rechtssicherheit, transparente Verwaltungsabläufe und Korruptionsbekämpfung“, sagte Narbeshuber im Hinblick auf die Rolle der privaten Wirtschaft bei der Transformation der Länder des Westlichen Balkans. 

Auch Kirsten Scholl vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz  betonte die Bedeutung der regionalen Zusammenarbeit etwa bei der Umsetzung der Grünen Agenda: „Die Anpassung an den Klimawandel ist eine Voraussetzung für die Wettbewerbsfähigkeit einer Region“, sagte sie. „Das kann nur durch regionale Kooperation erreicht werden, im regionalen Kontext.“ Ihr Ministerium unterstütze diesen Prozess unter anderem durch administrative Partnerschaften in 17 konkreten Projekten im EU-Rahmen unter anderem in Serbien.

Grüne Technologien wichtiger Teil der wirtschaftlichen Erholung

Die anschließende Diskussionsrunde mit Regierungsvertretern der Region über die Umsetzung der Grünen Agenda wurde mit einem Impuls von Nina Drakic, Mitglied des Manging Boards des WB6 CIF sowie Präsidentin der Wirtschaftskammer Montenegros  eröffnet, die die wirtschaftlichen Herausforderungen der Region – von Arbeitskräfteknappheit bis Energiekrise – benannte und das große Potenzial der Länder für erneuerbare Energien hervorhob. „Grüne Technologien müssen ein wichtiger Teil der wirtschaftlichen Erholung werden“, sagte sie. Einig waren sich die Panelteilnehmer aus Albanien, Kosovo, Montenegro und Serbien, dass die aktuelle Energiekrise die grüne Transformation vorantreiben, die Dinge aber auch komplizierter machen werde. Als Hauptprobleme wurden die nach wie vor hohe Kohleabhängigkeit, die geringe Energieeffizienz in Haushalten und Industrie, die sozialen Folgen der Dekarbonisierung – etwa im Zuge der die Schließung fossiler Kraftwerke und – einmal mehr – die fehlende regionale Integration der Strom- und Energienetze angeführt. Einig waren sich die Teilnehmer des Panels, das von Thomas Narbeshuber moderiert wurde, auch darüber, dass private Investitionen bei der Energiewende Vorrang haben müssten und der Staat dazu förderliche Rahmenbedingungen schaffen müsse.

„Wir sind zersplittert“

Die Herausforderungen des privaten Sektors auf dem gemeinsamen regionalen Markt standen dann im Mittelpunkt der finalen Diskussionsrunde mit Unternehmensvertretern aus Albanien, Bosnien und Herzegowina sowie Montenegro. Auch hier rangierte das Thema Energie weit oben, aber auch der Wunsch nach mehr regionaler Kooperation und dem Abbau regionaler Handelshemmnisse. Albanien allein sei ein kleiner Markt für Investoren, sagte etwa Lindita Shomo, Vertreterin eines FinTech-Unternehmens aus Tirana. „Der gesamte Balkan repräsentiert über 18 Millionen Menschen“, sagte sie. „Das ist attraktiv für Investoren. Aber wir sind zersplittert.“ Neben dem Abbau regionaler Handelsschranken steht auch eine Vereinheitlichung der Bildungsstandards bei den Unternehmen ganz oben auf dem Wunschzettel. „Wenn wir zusammenarbeiten, können wir viel wettbewerbsfähiger auf dem europäischen Markt sein,“ brachte es Snjezana Köpruner, CEO eines bosnischen Maschinenbauers, auf den Punkt.

Christian Himmighoffen
Leiter Presse und Kommunikation

 

Ansprechpartner

Anja Quiring
Regionaldirektorin Südosteuropa
T. +49 30 206167-130
A.Quiring@oa-ev.de

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