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Wunschpartner für die Klimawende

Podiumsdiskussion „Zukunft aktiv gestalten – wirtschaftliche Schwerpunkte der Zusammenarbeit“; Foto: OA/A. Metz
07.12.2021
Kasachstan und Deutschland wollen neues Kapitel ihrer Zusammenarbeit aufschlagen  

Sonne, Wind und Platz im Überfluss, dazu Seltene Erden und andere für Hochtechnologie unverzichtbare Metalle – Kasachstan spielt bei den Überlegungen zur deutschen Energie- und Mobilitätswende eine immer wichtigere Rolle. Und auch als Brückenland im Gütertransfer zwischen der EU und China ist das Land unverzichtbar. Entsprechend gut besucht war die 33.Sitzung des Berliner Eurasischen Klubs, die als hybride Konferenz im Berliner Hotel Adlon vom Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft und der kasachischen Botschaft organisiert worden ist. Anlass des Treffens war der 30. Jahrestag der Unabhängigkeit Kasachstans. In der Sitzung wurde das bislang Erreichte bilanziert und der Blick auf zukünftige Trens in den deutsch-kasachischen Wirtschaftsbeziehungen gerichtet.

30 Jahre Unabhängigkeit

Der Sonderbeauftragte des kasachischen Präsidenten für internationale Zusammenarbeit Erzhan Kazykhan lobte in seiner Eröffnungsrede die tiefen und auf Vertrauen basierenden Beziehungen mit Deutschland. In den vergangenen 30 Jahren habe Kasachstan einen enormen Sprung nach vorne gemacht – wirtschaftlich, politisch und gesellschaftlich. Man wolle aber nicht bei dem Erreichten stehen bleiben, sondern das Land weiter an Demokratie und Menschenrechten ausrichten und verfolge dazu eine ambitionierte Agenda für politische und wirtschaftliche Reformen. Der Aufbau einer klimaneutralen Industrie stehe im energiereichen Kasachstan nun ganz oben auf der Prioritätsliste. Bis 2060 wolle man CO2-neutral sein und zu einem der größten Exporteure von grünem Wasserstoff werden. Hier hoffe man auch auf enge Kooperationen mit der deutschen Wirtschaft. Kazykhan betonte, dass das Land in eine neue Entwicklungsphase eintrete und seine Bedingungen für internationale Investoren weiter optimiere.

Das zentralasiatische Land sei mit seinen großen Flächen und dem großen Potenzial für die Erzeugung nachhaltiger Energie ein deutscher Wunschpartner für den Import von grünem Wasserstoff und habe dafür beste Voraussetzungen, sagte der Leiter der Wirtschaftsabteilung im Auswärtigen Amt Michael Klor-Berchtold in seiner Rede. Umgekehrt könne die deutsche Wirtschaft, die für die angestrebte Energietransformation nötige Technik bereitstellen und bei der Ausbildung von Fachkräften unterstützen. Kasachstan spiele deshalb eine wichtige Rolle in der deutschen Initiative Green Central Asia, die 2020 in Berlin gegründet wurde. Mit Green Central Asia wolle Deutschland einen Beitrag zu grenzüberschreitender Kooperation leisten, auch zu Konfliktprävention. Klor-Berchtold würdigte zudem die positive Rolle Kasachstans als Stabilitätsanker in der Region und dankte für die Hilfe bei der Evakuierung afghanischer Ortskräfte nach Deutschland.

Von Seiten der deutschen Wirtschaft würdigten unter anderem Ost-Ausschuss-Geschäftsführer Michael Harms, BDI-Hauptgeschäftsführungsmitglied Wolfgang Niedermark und Niko Warbanoff (CEO der DB E.C.O. Group) als Co-Vorsitzender des Deutsch-Kasachischen Wirtschaftsrats die positive wirtschaftliche Entwicklung des Landes. 

Neue Impulse durch EU-Initiative „Global Gateway“

Warbanoff betonte, dass Kasachstan für Deutschland der wichtigste Handelspartner in Zentralasien und für sein eigenes Unternehmen, die Deutsche Bahn, ein herausragender Wirtschaftspartner sei. 75 Prozent der deutschen Exporte nach Zentralasien gehen nach Kasachstan. Gleichzeitig ermahnte Warbanoff die kasachischen Kollegen nicht bei dem Erreichten stehen zu bleiben, sondern weiterhin an einer Beschleunigung von Verwaltungsprozessen zu arbeiten. Die Reformbereitschaft müsse an der einen oder anderen Stelle noch zunehmen.

In der anschließenden Podiumsdiskussion, an der auch der kasachische Vizewirtschaftsminister Timur Zhaksylykov, sowie Vertreter des kasachischen Energieministeriums, der deutschen und kasachischen Bahnen und der Deutschen Bank teilnahmen, standen mögliche Kooperationen in den Bereichen Green Energy, Konnektivität und Ausbildung im Mittelpunkt. Wolfgang Niedermark betonte, dass die derzeitigen disruptiven Tendenzen in der Weltwirtschaft die globalisierten Volkswirtschaften und Unternehmen vor große Herausforderungen stellten. Diese müssten einerseits auf Kooperation setzen, allerdings aber auch für einen zunehmenden Wettbewerb mit China gerüstet sein. Kooperationsmöglichkeiten mit Kasachstan sah er nicht nur aus der deutschen, sondern vor allem aus der europäischen Perspektive, sehr positiv. Hier könne auch die neu aufgesetzte Brüsseler Initiative Global Gateway zur Steigerung der Konnektivität mit Zentralasien eine entscheidende Rolle spielen.

Insgesamt war die Stimmung nach zwei Stunden Diskussion, trotz globaler Herausforderungen wie der Corona-Krise, der Klima-Krise und des wachsenden Antagonismus zwischen China und den USA, positiv. Deutschland und Kasachstan wissen, dass sie sich als wirtschaftliche und politische Partner gegenseitig brauchen und schätzen und sind damit für zukünftige Kooperationen gut gerüstet.

Eduard Kinsbruner, Andreas Metz,
Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft

Ansprechpartner

Eduard Kinsbruner
Regionaldirektor Zentralasien
Tel.: 030 206167-114
E.Kinsbruner@oa-ev.de

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