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„Gefragt sind zielgenaue Maßnahmen mit Augenmaß“

Foto: A. Metz
22.10.2020
Statement des Ost-Ausschuss-Vorsitzenden Oliver Hermes zur Entwicklung des Osthandels im Januar bis August 2020

„Der deutsche Handel mit den 29 Ländern Mittel- und Osteuropas hat seinen vorsichtigen Aufholprozess im August weiter fortgesetzt. Dies zeigen die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes, die der Ost-Ausschuss gerade ausgewertet hat. Im Zeitraum Januar bis August 2020 war der deutsche Warenaustausch mit der Region 39 Milliarden Euro (12,9 Prozent) niedriger als im gleichen Vorjahreszeitraum. In den ersten sieben Monaten 2020 hatte sich das Minus noch auf 13,7 Prozent belaufen.

Im Monat August 2020 war der Handelsumsatz sogar nur noch um 6,5 Prozent niedriger als im Vorjahr. Zur fortgesetzten Erholung trugen die wichtigsten deutschen Handelspartner in der Region maßgeblich bei. Die Umsätze mit Polen, Ungarn und der Slowakei lagen im August 2020 bereits wieder über dem Vorjahresniveau. Die Einfuhren aus allen drei Ländern legten im August spürbar zu. Die enge Verflechtung dieser Länder mit der deutschen Wirtschaft zahlt sich aus und dürfte auch die deutschen Exporte in diese Region wieder ankurbeln.

Sorge über steigende Infektionszahlen

Mit Sorge betrachten wir daher die deutlich steigenden Corona-Infektionszahlen gerade in diesen Ländern, aber auch in anderen Regionen Osteuropas. Es wird jetzt entscheidend darauf ankommen, diesen fragilen Erholungsprozess nicht durch nationale, unabgestimmte ad-hoc-Maßnahmen wie im Frühjahr zu gefährden. Gefragt sind zielgenaue Maßnahmen mit Augenmaß, die nicht erneut zu einer Unterbrechung von Liefer- und Pendlerströmen führen. Hier haben Politik und Unternehmen erfreulicherweise aus den Erfahrungen des Frühjahrs gelernt. Die politischen und militärischen Konflikte in Belarus und im Südkaukasus stellen ein zusätzliches Risiko für die konjunkturelle Erholung in Osteuropa dar und müssen jetzt unter internationaler Vermittlung zügig und nachhaltig gelöst werden.

Deutlich über dem Vorjahresniveau lag im August der Handel mit Litauen, Moldau und Montenegro. Den kräftigsten Zuwachs gab es bei den Exporten nach Kasachstan. Hier geben die wieder verfügbaren Hermes-Absicherungen sowie die verstärkten Investitionen in die industrielle Modernisierung den Ausschlag.

Einbußen mit Tschechien und Russland

Spürbare Einbußen gab es im August dagegen im Warenaustausch mit den beiden wichtigen Partnern Tschechien (-11,7%) und vor allem mit Russland (-27,4%). Die deutschen Einfuhren aus Russland waren vor allem aufgrund geringerer Energieimporte um mehr als ein Drittel niedriger als im August 2019, aber auch die Ausfuhren gingen um fast ein Fünftel zurück. Es bleibt zu hoffen, dass das von der russischen Regierung jüngst beschlossene Konjunkturprogramm bald Wirkung zeigt und die Nachfrage ankurbelt. Insbesondere die Perspektiven für engere Kooperationen in den Bereichen Gesundheitswirtschaft, Digitalisierung, Energiewirtschaft sowie Umwelt- und Klimaschutz bieten Möglichkeiten, um die deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen wieder zu intensivieren.”
 

Ansprechpartner

Christian Himmighoffen
Referent Presse und Kommunikation
Tel.: 030 206167-122
C.Himmighoffen@oa-ev.de

 

 

 

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