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"Russisches Pipelinegas schirmt Europa ein Stück weit gegen die hohen Weltmarktpreise ab"

Foto: Nord Stream 2/Axel Schmidt
21.09.2021
Statement des Ost-Ausschuss-Vorsitzende Oliver Hermes zu den hohen Gaspreisen und der Diskussion um Nord Stream 2

Die aktuell hohen Gaspreise haben zu einer Diskussion darüber geführt, ob Russland durch die bewusste Verknappung von Gaslieferungen Druck auf die EU ausüben will, die fertig gestellte Ostseepipeline Nord Stream 2 zügig zu genehmigen. Dazu sagt der Ost-Ausschuss-Vorsitzende Oliver Hermes:

„Derzeit kursieren Vorwürfe, Russland versuche über hohe Gaspreise die schnelle Inbetriebnahme der Ostseepipeline Nord Stream 2 erzwingen. Nach dem massiven Preiseinbruch im Corona-Jahr 2020 sind aktuell enorme Preissteigerungen auf dem Gasmarkt zu beobachten. Es gibt dafür neben der weltweiten Konjunkturerholung eine Reihe von Erklärungen, wie notwendige Wartungs- und Reparaturarbeiten bei europäischen Pipelines und die große Gasnachfrage in Asien.

Gazprom erfüllt seine Lieferverträge. Russisches Pipelinegas ist aktuell deutlich günstiger als Gas auf dem Spotmarkt. Dies schirmt Europa ein Stück weit gegen die hohen Weltmarktpreise ab. Es würde aber zur Beruhigung der Marktsituation beitragen, wenn Gasprom wo möglich zusätzliche Liefermengen anbieten würde. Extrem hohe Gaspreise können langfristig nicht im Interesse von Gazprom sein, weil die Konkurrenz durch LNG-Anbieter oder andere Energieträger zunehmen würde. Dann wird etwa Kohlestrom infolge steigender Gaspreise Angebotslücken füllen, was aus Sicht des Klimaschutzes problematisch wäre.

Nord Stream 2: Sorgfalt geht vor Eile

Über die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 erwarten wir keine kurzfristige Entlastung. Dieses Projekt muss nach den Regeln der EU und völlig unabhängig von der gegenwärtigen Preislage zertifiziert werden. Sorgfalt geht hier ganz klar vor Eile. Es ist im Interesse der Betreiber, dass diese Milliardeninvestition juristisch unangreifbar genehmigt und für sie ein dauerhaft tragfähiges Nutzungskonzept gefunden wird. 
 
Unabhängig davon unterstützen wir die gegenwärtigen Bemühungen der Bundesregierung, den russisch-ukrainischen Transitvertrag über das Jahr 2024 hinaus zu verlängern. Wir treten auch dafür ein, dass die Ukraine Erdgas aus Zentralasien über ihr Leitungsnetz nach Westen vertreiben kann. Wünschenswert wäre auch, dass die EU eine strategische Erdgasreserve in der Ukraine anlegt, um Angebotslücken auf dem europäischen Markt auszugleichen.“

Ansprechpartner

Christian Himmighoffen
Leiter Presse und Kommunikation
Tel.: 030 206167-122
C.Himmighoffen@oa-ev.de
 

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