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Technologischer Wandel im Gesundheitssektor

Foto: Ost-Ausschuss
26.10.2021
Das 4. German – East European & CIS Health Forum mit Schwerpunkt Mittelosteuropa tagte erstmals im Hybrid-Format

Eröffnet wurde die Konferenz von Roland Göhde, Vorsitzender der GHA - German Health Alliance, und Martina Unseld, Sprecherin des gemeinsamen Arbeitskreises Gesundheitswirtschaft beim Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft (OA) und der GHA - German Health Alliance. Drei Keynotes führten anschließend in die Themen ein: Thomas Steffen, Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit, unterstrich die Bedeutung der Gesundheitswirtschaft weltweit sowie ihre Rolle als Stabilitätsfaktor für die deutsche Wirtschaft. Ádám Nagy, stellvertretender Staatssekretär für Industriestrategien und Regulierung des ungarischen Ministeriums für Innovation und Technologie, sprach über die Intensivierung der Zusammenarbeit innerhalb der EU sowie im Austausch mit den Nachbarstaaten vor dem Hintergrund gefährdeter grenzüberschreitender Lieferketten. Franc But, Botschafter der Republik Slowenien in der Bundesrepublik Deutschland, ging schließlich auf die Prioritäten der slowenischen EU-Ratspräsidentschaft im Gesundheitssektor ein, darunter die Stärkung der Europäischen Gesundheitsunion und ein verbesserter Zugang zur medizinischen Versorgung weltweit. 

Nachhaltige Finanzierung und technologischer Wandel

Anschließend beschäftigte sich das erste Diskussionspanel mit Konjunktur- und Innovationsplänen für den Gesundheitssektor auf nationaler und europäischer Ebene. Moderiert wurde das Panel von Axel Lohse, stellvertretender Direktor und Manager Medical Biotechnology & Pharma bei Health Made in Germany. Mit Blick auf Finanzierung gab Adam Kozierkiewicz von der Europäischen Investitionsbank EIB einen aufschlussreichen Ausblick auf die Darlehens- und Zuschussvergabe der EIB im Bereich Gesundheit und Biowissenschaften. Als Klimabank der EU ist die EIB bestrebt, durch die Zusammenarbeit mit öffentlichen und privaten Partnern das Volumen nachhaltiger Finanzierungen von Milliarden auf Billionen Euro zu erhöhen. Die EIB-Gruppe hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 mindestens eine Billion Euro an Investitionen zu mobilisieren. Dazu gehört auch eine deutlich stärkere Unterstützung von Projekten zur Klimaanpassung und Stärkung der Widerstandsfähigkeit. Karolina Król aus der Investitionsabteilung Pharma und Medtech der Polnischen Investitions- und Handelsagentur, sprach über das stabile Wirtschaftswachstum und die Investitionsmöglichkeiten in Polen, die Verstärkung der derzeitigen finanziellen Anreize und die Instrumente zur Unterstützung von Investoren. 

Herausforderungen für Krankenhäuser

Andrea Ficzere, Präsidentin des Ungarischen Krankenhausverbands, sprach die aktuellen Herausforderungen für Krankenhäuser an, darunter der steigende Bedarf an medizinischer Versorgung und der Mangel an qualifizierten medizinischen Fachkräften. Während Personal knapp sei, biete der technologische Fortschritt eine Chance für eine immense Verbesserung der Gesundheitsversorgung, so Ficzere. Dazu gehörten die Steigerung betrieblicher Effizienz durch Blockchain, Automatisierung und Robotik und die Verkürzung von Krankenhausaufenthalten durch durch Telemedizin und häusliche Überwachung. Joanna Miłachowska, Country General Manager von Siemens Healthineers in Polen, zeigte sich davon überzeugt, dass transformatorische Veränderungen es ermöglichen werden, die Qualität des Gesundheitswesens zu steigern, indem die Medizin präziser wird, die Versorgung wertorientiert gestaltet wird und der Fokus auf der Patientenerfahrung liegt. 

Gesundheitssektor aus Industrieperspektive

In Panel II ging es um die Stärkung der Zusammenarbeit im Gesundheitssektor aus Industrieperspektive. Neben den kontinuierlichen Bemühungen zur Bewältigung der Pandemiesituation stehen für die Unternehmen des Gesundheitssektors weitere Themen ganz oben auf der Agenda, wie zum Beispiel öffentlich-private Partnerschaften und die (digitale) Transformation der Gesundheitsinfrastruktur in Mittelosteuropa. Die Gesundheitssysteme stünden unter ständigem Druck, die Qualität und Effizienz der Versorgung zu steigern und neue Wege zur Nutzung von Daten, Systemen und Anbieternetzwerken zu finden, die sowohl auf die Prävention als auch auf die Behandlung von Krankheiten ausgerichtet seien. Öffentlich-private Partnerschaften (PPP) seien hier ein wichtiges Instrument, um dieses Ziel zu erreichen. Natalia Korchakova-Heeb, Sprecherin für PPP bei der GHA und Global PPP Lead bei Siemens Healthineers, berichtete über ihre umfangreichen Erfahrungen bei der Verbesserung des EU- und nationalen PPP-Rahmens und erläuterte die wesentlichen Unterschiede zwischen der EU, den MOE-, EU-Nachbarschafts- und GUS-Ländern. 
 
Am Beispiel des laufenden Net4Care-Projekts, das die Qualität der Versorgung von Lungenkrebspatienten in Mittel- und Osteuropa verbessern soll, gab Claudia Ivascu, Personalized Healthcare System Partnering Lead bei Roche Pharma, einen Überblick über die politischen Elemente und Voraussetzungen, die ein ideales Gesundheitsökosystem ausmachen. Dazu zählten eine gute IT-Infrastruktur, Gesundheitsdienste und Produkte. Lukasz Warchal, Gründer von NubiSoft, engagiert sich für die digitale Transformation der Gesundheitslandschaft in Polen und teilte mit den Zuhörern seine Erfahrungen. Häufige und bedeutende Veränderungen im Gesundheitswesen förderten die technologische Modernisierung von IT-Systemen, die auch die Denkweise der Patienten veränderten. Dennoch garantierten nur gut eingeführte und angenommene Technologien eine erfolgreiche und sichere digitale Transformation. Bernard Gołko, CEO von Helping Hand, der führenden Mentalmedtech-Plattform in Polen, erinnerte an die gesundheitlichen Belastungen durch die COVID-Pandemie: Depressionen seien in den letzten zwei Jahren der zweithäufigste Grund für Krankschreibungen gewesen. Es sei von größter Bedeutung, psychologische Gesundheitsdienste in Krankenhäuser zu integrieren und die Zusammenarbeit mit Unternehmen zu fördern, um das Risiko zu minimieren, dass Menschen eine Therapie benötigen. Öffentlich-private Partnerschaften wären in dieser Hinsicht eine sinnvolle Lösung. 

Fazit

Ambitioniertheit, Flexibilität, Proaktivität, interdisziplinäre Zusammenarbeit – dieses waren Schlüsselfaktoren, die viele Redner in Bezug auf ein erfolgreiches Gesundheitswesen und die Gesundheitsbranche in Mittel- und Osteuropa nannten. Viele der Arbeitsansätze werden nun bei den kommenden Treffen des gemeinsamen Arbeitskreises Gesundheitswirtschaft von Ost-Ausschuss und GHA weiterverfolgt. Bilanziert wird dann spätestens beim 5. German - East European & CIS Health Forum im Oktober 2022.

Ansprechpartner

Petya Hristova
Leiterin Arbeitskreis Gesundheitswirtschaft
Tel.: 030 20 61 67-155
P.Hristova@oa-ev.de

 

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