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Zukunftsaussichten nicht ungetrübt

AHK-Geschäftsführer Gutheil (li.), OAOEV-Geschäftsführerin Kochlowski-Kadjaia und AK-Sprecher Haußmann (re.) begrüßten Botschafter Przyłębski zum Arbeitsessen. Foto: C. Himmighoffen
29.10.2019
Polen und Ungarn im Fokus/ Sitzung des Arbeitskreises Mittelosteuropa

Mit Polen und Ungarn standen zwei wirtschaftliche Schwergewichte im Mittelpunkt des Treffens des OAOEV-Arbeitskreises Mittelosteuropa am 29. Oktober in Berlin. Polen hat im laufenden Jahr 2019 Großbritannien überholt und liegt nun auf Platz sechs der wichtigsten Handelspartner Deutschlands, knapp hinter Italien. Für 2019 wird ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts um 3,6 Prozent prognostiziert. Ähnlich positiv entwickelt sich Ungarn. Beide Länder zählen mit 35 Milliarden Euro (Polen) bzw. 20 Milliarden Euro (Ungarn) zu den wichtigsten Standorten für deutsche Direktinvestitionen weltweit.

Und beiden Ländern gelang es zuletzt, nochmals große deutsche Investitionen im Milliardenbereich anzulocken. So baut Daimler eine Batteriezellenproduktion im schlesischen Jawor auf, und BMW realisiert im ungarischen Debrecen ein neues Autowerk. Außerdem setzt ThyssenKrupp den Milliardenauftrag für die Erstellung eines Chemiewerkes für den ungarischen Energiekonzern MOL um.

Sorgen der Unternehmen

Im Laufe der von OAOEV-Arbeitskreissprecher Philipp Haußmann geleiteten Diskussion, an der sich neben den 35 Arbeitskreisteilnehmern unter anderem Vertreter des Auswärtigen Amtes und des Bundeswirtschaftsministeriums sowie die Geschäftsführenden Vorstandsmitglieder der deutschen Außenhandelskammern in Warschau (Lars Gutheil) und Budapest (Gabriel Brennauer) beteiligten, kamen neben vielen Erfolgsgeschichten auch einige Themen zur Sprache, die die Zukunftsaussichten aktuell etwas eintrüben.

So fürchten deutsche Unternehmen in Polen für eine Reihe von Wahlversprechen der regierenden Partei PiS zur Kasse gebeten zu werden, die vor den Parlamentswahlen im Oktober gemacht worden waren. Dazu gehört eine starke Anhebung des Mindestlohns und der Renten. Zudem müssen sowohl Polen als auch Ungarn aufgrund ihrer positiven Wirtschaftsentwicklung mit deutlich sinkenden Anteilen bei der Vergabe der EU-Mittel für die kommende Haushalsperiode 2021-2027 rechnen. Außerdem ist das Thema Fachkräftemangel insbesondere für Polen ein wachsendes Problem. Einig war sich die Runde darin, dass beide Länder stark von der Konjunkturentwicklung in Deutschland und hier insbesondere von der Entwicklung auf dem Automarkt abhängig sind, für den sich derzeit die Krisensymptome häufen.

Nachholbedarf bei der Automatisierung

Dennoch: Die Zusammenarbeit der deutschen Wirtschaft mit Ungarn und Polen verspricht noch ein großes Wachstumspotenzial. Beide Länder setzen zunehmend auf Forschung und Entwicklung und die Automatisierung von Produktionsprozessen. Gerade hier ist der Nachholbedarf noch hoch und deutsche Anbieter haben gute Chancen, ihre Lösungen zu verkaufen. Während Deutschland mit 338 Robotern pro 10.000 Angestellten nach Singapur (831) und Südkorea (774) zu den am meisten automatisierten Volkswirtschaften gehört, kommen in Polen auf 10.000 Beschäftigte erst 42 Roboter. Inzwischen versucht Polen verstärkt das Thema Industrie 4.0 anzugehen und Deutschland nachzueifern, wie Ewa Romanowicz-Mikos, Director Governmental Affairs Siemens Polska, berichten konnte. So habe die Regierung nach längerer Anlaufzeit gerade eine gemeinsame Plattform Industrie 4.0 neu gestartet.

Arbeitsessen mit Botschafter

Um konkrete Anliegen der deutschen Investoren in Polen ging es zum Abschluss des Arbeitskreises bei einem gemeinsamen Arbeitsessen mit dem polnischen Botschafter in Berlin Andrzej Przyłębski, zu dem der OAOEV eingeladen hatte. In diesem Rahmen konnten die teilnehmenden Unternehmensvertreter ihre Petita übermitteln. Zudem nahm Botschafter Przylebski ausführlich zu den aktuellen politischen Entwicklungen in Polen und den deutsch-polnischen Beziehungen Stellung.

Andreas Metz
Leiter Presse und Kommunikation im OAOEV

Ansprechpartner

Adrian Stadnicki
Regionaldirektor Mittelosteuropa
Tel.: 030 206167-138
A.Stadnicki@bdi.eu

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